Heft 
(1905) 14
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20. (8. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres. 85

Verständigkeit und schlichter selbstloser Tüchtigkeit in alle Kreise des Volkes und weckte und verbreitete eine Einfachheit und Milde der Ge­sinnungen, welche wir Nachgeborenen unter dem Drange und Trubel künstlicherer Lebensverhältnisse uns nicht in gleicher Weise erhalten haben.

Büsching erzählt in seiner Reisebeschreibung nach Reckahn, im Jahre 1764 habe ein vornehmer russischer Herr zu ihm gesagt, aus den Provinzialschulen, die die Kaiserin anlegen lassen wolle, könne nichts werden, denn die Edelleute würden die Kinder ihrer Bauern nicht in die Schule schicken; sie brauchten nichts weiter zu lernen, alsder heilige Sergius will das, nämlich dass du als Soldat hingehst, wohin man dich schickt.

Gibt es, so frage ich zum Schlüsse, eine beredtere Würdigung der Verdienste unserer Aufklärer als einen Vergleich des Segens der durch sie in Deutschland begründeten Volksbildung, mit den heutigen trostlosen Verhältnissen in Rußland. Was würden die Russen heut darum geben, wenn zur rechten Zeit Aufklärung in ihrem Volke verbreitet und unter ihrem Adel so volksfreundliche und praktische Männer wie unser Rochow aufgetreten wären! Wir aber wollen uns des edlen deutschen Mannes, des unerschrockenen Vorkämpfers für Volksbildung Friedrich Eberhard von Rochows dankbar erinnern und sein Andenken in Ehren halten.

Der Vortrag des Herrn Dr. Jonas wurde mit größtem Beifall auf­genommen.

XXVI. Nachträglich wies u. M. Herr Rektor Monke noch darauf hin, daß Eberhard von Rochow auf dem Schlachtfelde von Fehr- bellin das erste Denkmal errichtet habe, am Anfang der Chaussee, welche zwischen Linum und Hakenberg von der Hauptchaussee abzweigt und bis zum neuen Denkmal geht. Es besteht aus einer kurzen vier­seitigen Säule, deren Seitenflächen die Namen der gefallenen Offiziere (von Mörner etc.) tragen.

Herr Dr. Jonas ergänzt dies wie folgt: In E. v. Rochows, von mir in zweiter Auflage herausgegebener literarischer Korrespondenz steht ein Brief von ihm an den König Friedrich Wilhelm III., in dem er um die Überlassung des Platzes dazu bittet und das geplante Denkmal beschreibt. In der Anmerkung habe ich auf eine Abbildung des Denk­mals hingewiesen.

XXVII. Herr Kustos Buchholz, unter Vorlage eines Schatzfundes von Treuenbrietzen.

Im vorigen Jahre ist ein sehr merkwürdiger Schatzfund in Treuen­brietzen ausgegraben worden.

Dort war das Haus des Schlächtermeisters Koch abgebrannt. Nach dem Aufrämen des Brandschutts wurde die vom Brande unberührte Erde zu den Fundamenten für den Neubau ausgeschachtet.

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