Heft 
(1905) 14
Seite
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22. (14. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereins] ahres.

So lang der Blick nach fremdem Flitter schweift,

Und nicht den Schatz kennt, der in Heimat-Erden In Eures Volkes Seele aufgehäuft.

Mögt Ihr Euch noch so ungestüm gebärden,

Wie lange täuscht Euch denn der wirre Traum?

Deutsch müßt Ihr, wahrhaft deutsch und märkisch werden

Aus seinem Boden quillt die Kraft dem Baum,

Da ist im Westen leis die Nacht verglommen,

Und was sie sprach dies angeht, hörens kaum.

Schon klingt ihr Wort nur fernher noch verschwommen,

Im Räderschwirrn des Großstadtlärms verhallt.

Zu jenem Träumer aber ists gekommen.

Es packt sein Herz mit freudiger Gewalt,

Und neugekräftigt blickt er in den Morgen,

Trotzt dem Gewölk, das sich am Himmel ballt:

Kommt an, mit mir zu kämpfen, meine Sorgen!

Ringt nicht die Sonne auch mit jenem Dunst?

Mein bester Reichtum ist ja doch geborgen,

Er ist zu echt für Eure schwarze Kunst

Von meiner Heimat Lieb soll nichts mich trennen,

Nicht alle Not, nicht alles Glückes Gunst.

So jener Träumer, aber so bekennen Auch wir es laut, vom Tagslärm unbetört.

Hell wie ein Flammenzeichen soll er brennen,

Der Ruf: Der Heimat treu, der Heimat rvert!

Ein Jahr lang haben wir gewirkt aufs neue Für Sinn und Liebe zu der Heimaterd.

Und heute stehen wir in alter Treue Zusammen wieder wie so manches Mal Zu eines neuen Jahres Fahnenweihe.

Wir blicken stolz auf der Genossen Zahl,

Es schallt das Lied ringsum der muntern Geigen,

Und Festesfreudigkeit durchbraust den Saal.

Und doch, wer webt um unsern muntern Reigen Der rechten innern Weihe Zauberbann?

Du stille Heimat, der mein Herz zu eigen

So nimm den Gruß, den wir Dir bieten, an.