Heft 
(1905) 14
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Kleine Mitteilungen.

und darüber gehören, wie der Graudenzer Gesellige mitteilt, nicht zu den Seltenheiten. Die Fische werden zum Preise von 1,50 bis 2 Mark pro Pfund fast ausschließlich nach Königsberg und Berlin versandt. Auch für die kaiser­liche Tafel sind im Laufe des Winters zwei Sendungen abgegangen. B. T.- Bl. 19. 2. 1892.

Die Forellen der Nieplitz. Zu den mit Forellen besetzten Wasser- lüufen der Mark gehört auch die Nieplitz. Der Bach entspringt einige hun­dert Meter bergauf von der Försterei Frohnsdorf in einem Quellengebiet, das aus zahlreichen Quellen, die unter den Wurzeln alter Erlen, Eichen, Birken und Tannen hervorrieseln, ein an Reinheit und Kühle dem anspruchs­vollsten unter den Salmoniden zusagendes Wasser liefert. Wenn beim Ein­tritt des Frühlings noch eine hohe Schneedecke die Vorhöhe des Fläming und das Sammelgebiet der Tagwasser einhüllt, aus dem die Nieplitzquellen gespeist werden, und warmer Regen die Schneemassen in kürzester Frist wegtaut, dann wälzen sich wohl schwere Wassermassen, das sogenannte Flämingswasser, die Talsenke hinab, überfluten das Quellgebiet und füllen den Bachlauf bis zum Rande und darüber weg. Dann werden an den Stau­werken der Mühlen die Schützen gezogen und dem Wasser der Weg zum schnellen Abfluß frei gemacht. Dabei spült das wirbelnde und gurgelnde Wasser die Erde unter den Wurzeln der alten Uferbäume fort, bildet tiefe Löcher und Höhlen, setzt Erde und Sand im Bachbett ab, sobald die örtlich abge­minderte Geschwindigkeit des Wassers das Ablagern der Sinkstoffe gestattet und kolkt hinter den so gebildeten Bänken und Untiefen neue Löcher und Vertie­fungen aus, wo das gepreßte Wasser von neuem Kraft zum Spülen und Schwemmen erlangt hat. So hat das Nieplitzbett im waldigen Frohnsdorfer Tal die den Forellen zusagende Beschaffenheit gewonnen: tiefe Löcher und Kolke mit dichten Büscheln der verschiedensten Wasserpflanzen, also sichere Zufluchtsorte und Hinterhalte, aus denen der gefräßige Räuber nach Beute hervorschießen kann; daneben die flachen Bänke aus feinkörnigem Kies und grobem Sande, die geeignete Laichplätze bieten. Das aus der Erde mit 7-8° Wärme hervortretende Wasser erwärmt sich auch im Unterlauf des Baches nicht über 14°, hat also die der Forelle zusagende Kühle. Die Ufer der Nieplitz sind durchweg mit Bäumen und Büschen besetzt, dicht genug, um Schatten zu geben und nicht ganz so dicht, daß nicht auch hin und wieder der Sonnenstrahl das schnell fließende Wasser beleben könnte; da schwirren die Insekten über der rauschenden Oberfläche hin, fallen Käfer von den Blättern herab, die kräftigen Fische zum Sprung auf die Beute reizend. Ge­bahnte Wege sind fern und die Fußwege liegen abseits des Baches. Nichts stört die Ruhe des scheuen Fisches und wenn man an geeigneter Stelle sich ganz ruhig verhält und das Wasser durchforscht, sieht man bald die zier­lichen flinken I orellen mit ihrem breiten Rücken und der bunten Tupfen­zeichnung blitzschnell auf Beute jagen, hoch aus dem Wasser emporschnellend eine Fliege oder Mücke erhaschen oder unbeweglich still und regungslos im Stiom auf Ankommendes lauern und beim leisesten Zittern des Bodens unter dem Tritt eines Wanderers oder dem Nahen sonstiger Gefahr schleunigst im nächsten Zufluchtsloch verschwinden.