Heft 
(1905) 14
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Obwohl somit die Nieplitz die günstigsten Bedingungen für das Leben, die Fortpflanzung und Vermehrung der Forellen bietet, sind sie doch nicht von jeher einheimisch darin gewesen. Im Jahre 1535 erst sollen lebende Forellen durch einen reitenden Boten von Ziesar geholt und in das Fließ eingesetzt worden sein, bei welcher Gelegenheit ein Pferd tot geritten sein soll. Dieser Transport auf Pferdesrücken durch einen Reiter erscheint zwar unwahrscheinlich, doch nicht ganz unmöglich. Auch kommt es wenig darauf an, ob die Tiere durch Reiter oder Fuhrleute herbeigeschafft wurden. Immer­hin kommt die Forelle in der Mark nicht häufig vor und so wurde 1694 die Stadt Trcuenbrietzen verpflichtet, die gefangenen Forellen auf Verlangen an die kurfürstliche Küche abzuliefern.

Der Rückgang, den Treuenbrietzen erfahren hat und den wir an anderer Stelle beklagt haben, zeigt sich auch in der rückläufigen Entwicklung der Forellenfischerei aus der Nieplitz. Die Forellen waren bis in die neuere Zeit sehr zahlreich und kamen bis zur Treuenbrietzener Papierfabrik von Se­bald und Co. häufig, unterhalb der Fabrik seltener vor. Das hat sich in­zwischen wesentlich geändert. DieSteinmühle an der Nieplitz, bisher eine Getreidemühle, wurde um 1870 zu einer Strohstofffabrik eingerichtet, deren Abwässer, wenn auch auf Umwegen, in das Fließ gelangten. Die stark alkalischen Wässer vernichteten binnen kurzem den Forellenbestand unter­halb der Mühle, und wo ältere Leute in der die Stadt Treuenbrietzen um­fließenden Nieplitz und den von ihr abgezweigten Gräben, dem Schanzgraben und den die Straßen der Stadt durchfließenden Stadtbächen, die flinken Fo­rellen sich tummeln sahen, kommen heute nur noch ganz vereinzelt solche vor. Der allgegenwärtige Stichling hat ihre Stelle eingenommen. Seit Jahr­zehnten ist die Fabrik eingegangen und die Getreidemühle wieder im Be­triebe, aber die Forellen sind nicht wiedergekommen, wenn gleich noch hin und wieder ein Exemplar auch in der Nähe der Papierfabrik gefangen wird. Zwischen der Försterei Frohnsdorf und der Steinmühle liegt diehintere Walke, früher eine Tuchwalke und Lohmühle. Längst außer Betrieb, da die in Treuenbrietzen früher blühende Tuchindustrie zu Grunde gegangen ist, verfiel das hölzerne Stauwerk des Mühlteichs und brach schließlich vor einigen Jahren zusammen. Das Wasser des Teiches lief ab und der haupt­sächlichste Sammel- und Laichplatz, der wesentlichste Zufluchtsort der Forellen, war vernichtet. Eine andere, kleinere Mühle, die vordere Walke, am Abfluß des eine große Anzahl von Quellenabflüssen sammelnden sogenannten Forellen­teichs (aucham Golm genannt) war schon früher verfallen und auf Ab­bruch verkauft worden. Der Mühlteich, ebenfalls mit Forellen gut besetzt und Laichplätze bietend, ist gänzlich verschlammt und verkrautet, so daß die Fische dort kaum noch fortkommen können. Auch schützt sie niemand mehr gegen den nächst den Menschen ärgsten Räuber, die Fischotter. So ist denn der Forellenbestand jämmerlich zusammengeschmolzen und für die Nachzucht fast gar nicht gesorgt. Die Forellenfischerei ist verpachtet; dem geringen Ertrag gemäß für wenig Geld. Ein Treuenbrietzener Ziegeleibesitzer hat aber nahe bei der Stadt mehrere große Gruben, die beim Ausschachten von Kies, der zur Anschüttung eines Bahndammes gebraucht wurde, ent­standen waren, zu Forellenteichen eingerichtet und speist diese aus dem