Heft 
(1905) 14
Seite
53
Einzelbild herunterladen

Der Birnbaum in der Volkskunde.

53

die Letzten aber würden unter dendürren Baum flüchten. (Ernst Koch, 14.)')

Neben andern Bäumen ist es auch in norwegischen und dänischen Sagen ein Birnbaum, unter dem die letzte Schlacht geschlagen werden soll, gleichwie die letzte Schlacht der Götter und Dämonen unter der Yggdrasilesche geschlagen wird. Doch wie die Yggdrasilesche von der ezechielschen Assurceder, ist dieser [scand.] Baum von dem Baum der Antichristlegende beeinflußt. * 2 )

Durch den Eifer gläubiger Leute schwanden also ungezählte Birn­bäume dahin; ihre Naturgeschichte ist nicht mehr zu schreiben. Es ist auch immer noch schwankenden Urteilen anheimgegeben, was die Birn­bäume im allgemeinen betrifft.

Vor allem haben wir zu berücksichtigen, daß der NameWilde Birne eine Bezeichnung ist, die keineswegs nur einen bestimmten Baum angeht.

Pirus 3 ) communis bezieht sich sowohl auf die kultivierten, wie auch auf wild wachsende Bäume. Pirus achras 4 ) ist die wilde Form mit bimförmigen, Pirus piraster die mit kugligen Früchten, in der Provinz Biandenburg mehrfach vorkommend.

Bei Ascherson u. Graebner 5 ) heißt es:Pirus communis.

(Pirus Achras, Birnbaum, wend. Kruscyna). Mit Dornästen, welche sich in der Kultur verlieren. Laubwälder, Gebüsche, Ackerraine; sehr zerstreut durch das Gebiet, reicht nach Westen nicht weit über die Ge- birgsgrenze hinaus. (Lauenburg.) Überall der Scheinfrucht wegen in vielen Gärten und an Straßen gepflanzt. Wild findet sich nur die Abart glabra; Blätter anfangs dünn-spinnwebig-filzig, später ganz kahl.

') Ganz leise naht sich die Frage: Hat die Klangähnlichkeit zwischen dem dürren (dürrn) Baum und demBirnbaum nicht (wenigstens später) ein wenig mitgesprochen?

2 ) E. H. Meyer, Germanische Mythologie. (1891.) 86 f. Viele Litteratur- angaben.

s )Neuerdings wird wieder Pyrus geschrieben. (Carl Bolle.)

4 ) Johannis Leunis, Synopsis der Pflanzenkunde. 3. Aufl. (1885.) 188 f. "Wilde Bim, Holzbirn. Pirus achras Gaertn. 1. P. piraster, 2. P. achras. Achras, der weidenblätterige Birnbaum (P. salicifolia L.) in Griechenland, dessen Früchte un­genießbar (ä^pEto; unbrauchbar). Plutarch erzählt, daß an gewissen Festen der Arcliiver die Knaben Ballachraden (Birnschnitte von ßaXl.u werfen, schütteln und «Xf«k wilde Bim) hießen, vielleicht zur Erinnerung, daß die unter Jnachus in den Peloponnes eingewanderten Hellenen dort die ersten wilden Birnen fanden, nach welchen das Land Apia, später Achra (das Land der wilden Birnen) genannt wurde. Linrni hat diesen Namen auf den Sapotillbaum übertragen. Unsern wilden Birnbaum nannten die Alten o'x''']. Piraster Birnbaum = ähnlich, von pirus und aster.

5 ) P. Ascherson u. P. Graebner, Flora des nordostdeutschen Flachlandes. 2- Aufl. (189899).