Heft 
(1905) 14
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Der Birnbaum in der Volkskunde,

sind wohl die gewesen, die Fontane zu Dolgenbrod angetroffen hat. Sie konnten diesem ebenso fein, wie mit seltener Gemütstiefe beob­achtenden Autor Züge zu einem wahrhaft köstlichen Naturbilde liefern: ....in Front jedes Hauses stand ein uralter Birnbaum, in der einen Hälfte abgestorben, aber in der andern noch frisch und mit Früchten überdeckt. In dem hohlen Hauptast bauten die Bienen, an dem Stamm lehnte die Sense, zwischen den Zweigen hing das Netz; und in dieser Dreiheit lag ersichtlich das Dasein dieser friedlichen Menschen beschlossen. Das Sammeln des Honigs, das Mähen der Wiese, das Fischen im Fluß, in so engem Kreislauf vollendete sich tagtäglich ihre Welt. Und so war es immer an dieser Stelle. Auch im Pfarrgarten zu Schönhagen standen eichenhohe Birnbäume. Vieles Birngehölz (mit unten wolligen Blättern) steht auf dem Egsdorfer Werder im Teupitzsee; es hebt sich davon im Spätjahr ein besonders großer Baum durch sein rotes Herbst­laub weithin sichtbar ab. [Welche Färbung verschiedene Birnbäume annehmen, das Landschaftsbild erheblich verschönernd.] Ein sehr starker Baum steht auf dem Haidereiter Werder des Paarstein. Als Strauch wächst die Wildbirne u. a. hin und wieder auf dem Kalk von Rüders­dorf.

Diesen Mitteillungen kann ich einige Angaben anschließen, die ich Herrn Geheimrat Friedei verdanke. Beerfelde d. h. Birnenfelde (im märkischen Platt sagt man nicht Birne, sondern Beer) heißen zwei Dörfer im Lebuser und Königsberger Kreis der Neumark, nach dem Reichtum an wilden Birnbäumen.Derselbe Umstand hat dem [unweit von Riesen­thal gelegenen] Dorf und Rittergut Beerbaum (plattdeutsch Beer- oder Peerb oom) den Namen verschafft. Bei einer Pflegschaftsfahrt des Märkischen Museums am 6. d. M. überzeugten die Teilnehmer sich von dem noch jetzt vorhandenen Reichtum alter wilder Birnbäume. [Dort sagt man auch: Ei du meine Güte, Backenbeere und KJüte. Und im Havellande heißt es: Hei sicht so drög üt wie ne Backenbeere. 0. Monk e.] / Die uralten zum Teil riesenhaften Knödelbäum e auf der geheimnisvollen Marieninsel im Paarsteiner See (unweit Klöster Chorin) werfen im Herbste eine Menge reifer, schön rotbäckiger Früchte ab, die von den dort eingekoppelten Pferden sehr gern gefressen werden^ Auch Kühe, Schafe und insbesondere zahme und wilde Schweine nehmen diese Holzbirnen gern als Nahrung an.

Am Baum bekommen die wilden Birnen zitronengelbe Farbe; nach­her ähneln sie in ihrer trüben Färbung den Mispeln. (Bolle.)

Auch Herr Rektor 0. Monke sandte mir wertvolle Beiträge; so die Sage vom Birnbaum auf dem Kirchhofe zu Ribbeck, von Theodor Fontane in ein rührend anmutiges Gedicht gefaßt: