Heft 
(1905) 14
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Der Birnbaum in der Volkskunde.

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schein, Birnstein und Birnstiel anscliloß. Gegenwärtig macht eine junge Geigerin Amalie Birnbaum in erfreulichem Sinne von sich reden. 1 )

Welchen Ehrenplatz der wilde Birnbaum einst einnahm, lesen wir auch bei A. v. End eres 2 ):Unter dem dornigen, struppigen Geäst des wie ein Wahrzeichen an der Landstraße stehenden Baumes saß spinnend die Rittersfrau, die Penelope der mittelalterlichen Zeit, des vom Kreuz­zuge zurückkehrenden Gatten harrend.

Der letzte Baum, den ich erwähnen will, gehört gewissermaßen Goethe. InHermann und Dorothea heißt es im KapitelEuterpe:

Zwischen den Ackern schritt sie [die Mutter] hindurch, auf dem Rain,

dem Fußpfad,

Hatte den Birnbaum im Auge, den großen, der auf dem Hügel Stand, die Grenze der Felder, die ihrem Hause gehörten.

Wer ihn gepflanzt, man könnts nicht wissen. Er war in der Gegend Weit und breit gesehn; und berühmt die Früchte des Baumes.

Unter ihm pflegten die Schnitter des Mahls sich zu freuen am Mittag Und die Hirten des Viehs in seinem Schatten zu warten;

Blinke fanden sie da von rohen Steinen und Rasen.

Und sie irrete nicht; dort saß ihr Hermann und ruhte.

Geehrte Anwesende, wenn ich nun den Wunsch äußere, auch Sie möchten zuweilen unter einem mächtigen Birnbaum sitzen und ihren mehr oder minder süßen Tiäumen nachhängen, so denke ich dabei - ich mnß es ehrlich gestehen nur an ein Erhaltenbleiben dieser in unserer Landschaft so auffallenden und ansprechenden Erscheinung. Und somit lege ich der Brandenburgs die Erhaltung des wilden Birnbaums ans Herz.

Nachtrag.

Herr Rektor O. Monke schreibt:Ich finde noch in meinen Notizen aus Kuhn (Sagen, Gebräuche usw. aus Westfalen I) folgende Bemerkungen: 1.Eiserner Birnbaum, aus einem Schwert gewachsen, das ein Richter nach einer Hinrichtung mit den Worten in die Erde stiess:So gewiß dieser Mensch unschuldig ist, so gewiß wird dieses Schwert grünen! Alsbald ergrünte das Schwert, und es wurde ein Bierbaum (Beerbaum?) daraus. Der Bauin stand zwischen Lienen und Lengerich. 2. Allgemeines über die letzten Schlachten (Straßburg usw.).

Herr Dr. Schulze-Veltrup schreibt:Wie verabredet, wollte ich Ihnen Einiges den Birnbaum betreffend mitteilen. Schücking und Freiligrath, Das romant. u. maler. Westfalen, 3. Aufl. S. 311, erwähnen

') Ferner: Johann Michael Franz Birnbaum, angesehener Jurist, geh. zu Bamberg 1792, gest. zu Gießen 1877; sein Sohn, Karl Joseph Eugen, Lehrer der Landwirtschaft, geb. zu Löwen in Belgien 1829.

) A. v. Enderes, Frühlingsblumen. (1883.) 245.