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Der Birnbaum in der Volkskunde.
bei Ai'nsberg eineu alten Vemegerichtsplatz im Banmhofe zur Seite des Schlosses, der neuerdings in einen Garten verwandelt sei. — \\ as der betreffende Herr aus Arnsberg am Mittwoch Abend von der „Schlacht am Birnbaum* von Werl erzählte, trifft meiner Meinung nach nicht zu. Es ist die „Schlacht am Birkenbaum“ zu Werl, der alten Hansastadt in Westfalen gemeint. Diese Sache ist verherrlicht durch ein Gedicht von Freiligrath, „Die Völkerschlacht am Birkenbaum“ (1850) und durch das Gedicht „Der Birkenbaum bei Werl“ von J. Seiler (1856). — Daun noch Einiges über den Birnbaum: Helena und die Dioskuren, ihre väterlichen Grenzmarken schützend, erscheinen auf einem Birnbaum und halten den Aristomenes ab, die fliehenden Spartiaten weiter zu verfolgen. — Bei den Bewohnern der Inachosebene scheint der Birnbaum heilige Verehrung genossen zu haben, denn zu Plutarchs Zeiten feierten sie noch das Fest des Birnenwerfens zum Andenken an diese erste Nahrung ihrer Vorfahren. Auch die Argiver und die Tirynter sollen als älteste Nahrung Birnen gehabt haben. (Vgl. Boetticher, Baumkultus der Hellenen, S. 65 u. 218.) — In Süd-Russland, besonders bei den Donschen Kosaken ist der Birnbaum das Symbol der Sorge, des Kummei’s, aber auch zugleich der Freude. (K. Koch, Die deutschen Obstgehölze. Stuttgart 1876, S. 87.) — Birnen als Abgaben werden meines Wissens zuerst beim Kloster Freckenhorst in Westfalen (10. u. 11. Jahrhundert) erwähnt. — Das Birnreis spielt in der Sympathie eine große Rolle, besonders bei Zahnschmerzen und Wunden, bringt aber Unglück der Wöchnerin. (Vgl. Konrad von Megenberg, Ausgabe von Pfeiffer, Stuttgart 1861, S. 340.)
Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde; 1904, 392 f. Anton Herrn an, Der volkstümliche Kalenderglaube in Ungarn. S. 405. „Wer am Portiunkulatag (2. Aug.) Birnen ißt und darauf nicht gleich Wasser trinkt, der bekommt das Fieber. (Versenyi, 42.)“
Frau Elise Schroedter-Gilmer (Berlin) schreibt von „Schloß Thalheim [Familiengut] in Württemberg, Oberamt Heilbronn a. N. (von Goethe in seiner „Ital. Reise“ kurz erwähnt). Das Schloß, zum Teil mit römischen Fundamenten, liegt auf einem Hügel, der nach einer Seite ziemlich steil abfällt. In alter Zeit führte ein Fahrweg hinauf, auf dessen halber Höhe jetzt noch ein knorriger wilder Birnbaum steht. Dieser Baum ist schon auf einer mindestens 150 Jahre alten Urkunde als „Not- bäumle“ verzeichnet. Der Vorläufer der schwerfälligen, vierspännigen Karosse der jeweiligen Besitzer hatte an dem „Bäumle“ seinen Halt zum „Verschnaufen“, wie der Schwabe sagt.“
Der Prakt. Ratg. 1891, 162. „Für die Sitzung vom 26. Febr. hatte der Verein zur Beförderung des Gartenbaus in Berlin als Monatsaufgabe gestellt: 5 Sorten Wintertafelbirnen, mindestens je 2 kg. Diese Aufgabe hatten zwei Aussteller, Herr Karl Kotte, Südende bei Berlin, und Herr C. Mathien, Charlottenburg, so glänzend gelöst, daß jedem eine große
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