Heft 
(1905) 14
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Flurnamen aus der Umgegend von Treuenbrietzen.

Wehrmathen (Tr.); es wäre möglich, daß sich früher eine Landwehr, (Grenzwall?) dort befunden hätte, doch ist schon lange keine mehr vor­handen, wie denn überhaupt die wenigen Überreste der alten Landwehren, einfacher und doppelter (Parallel-) Dämme mäßiger Höhe eingeebnet und beseitigt werden. Vielleicht handelt es sich um W iesen, aus deieu Ertrag die Gestellung von Wehrleuten im Lehensdienste bestritten wurde.

Wendelmathen (Jes.), etwa verändert aus Wendenmathen, wen­dische Mathen?

Die Namen Langemathen, Mittelmathen und Welirmathen kommen außerdem noch infolgenden Zusammensetzungen vor: Lan gem athenberg, Mi ttelmat henberg, beide bei Linthe, beide Flurnamen bezeichnen Acker­stücke auf einer sanften Bodenerhebung, doch könnte früher Wiese öder Hutung dort gewesen sein. Ebenso findet sich eine Lajngejnathen- Heide und Wehrmathen-Heide bei Schlalach; jetzt Kiefernwald. Diese vier Namen kommen in den Flurbüchern nicht vor, sind aber in der Generalstabskarte angegeben.

Andere Flurnamen aus der Gemarkung Treuenbrietzen und Um­gegend sind:

1. Alte Heerstraße, Heerwege, (Tr.) Überreste der alten Berlin-Leipziger Heerstraße, breite, tief ausgefahrene und nur stellen­weise nach Bedarf ausgebesserte Sandwege zwischen Treuenbrietzen und Nicliel. Die Wegefläche ist an den Rändern mit Busch bewachsen, von Gräben und einzelnen alten Eichen eingefaßt und teilweise als Viehtrift und Hutung benutzt.

2. Am Rüdickenwege (Tr.). Die Bedeutung von Rüdicke ist zunächst unklar. Rülic kes werden die Frösche genannt. Wenn sie quaken heißt es:die Rülipkes singen. Vielleicht liegt hier eine absonderliche Ent­stellung von Retekiete vor. Reten = rotten. Hanf rotten nennt man das Einweichen des Hanfs in Wasserlöchern, wobei er mit Steinen beschwert wird und in Fäulnis übergehend gräulich stinkt. Diese Wasserlöcher heißen Retekieten. Kiet e = Knte, allgemein für Mistkiete, Mistkute, Mist­grube gebraucht. Aus Retekiete könnte durch undeutliche Aussprache und entsprechende Niederschrift des Vermessungs- oder Gerichtsbeamten wohl Rüdicke geworden sein. Es sind nämlich am Rüdickenwege tat­sächlich früher Retekieten (Rottengruben) vorhanden gewesen.

3. Am Wendewasser (Tr.). Der Name Wendewasser könnte Wendenwasser, wendisches Wasser bedeuten. Es entspringt im Zarth, bei Bardenitz und Pechüle, lauter wendische Namen. Wendewasser könnte aber auch mit Wendung, Windung Zusammenhängen. Das Wende­wasser fließt in meist gerader Richtung nach Norden, mit wenigen scharfen kurzen Wendungen, die deshalb aber um so mehr auffallen.

4. Am Werderbruch (Niebel); das Gelände ist niedrig gelegen u. flach, leichter Böden, jetzt Ackerland, kann aber früher wohl Bruch ge-