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Kleine Mitteilungen
Man erzählt auch folgende Spukgeschichte vom Schimmel ohne Kopf: In einem Dorfwirtshause trafen sich zwei gute Freunde aus einem Nachbardorf, sagen wir Müller und Schulze. Müller war in seinem Wagen, Schulze auf seinem Schimmel gekommen. Mit Einbruch der Dämmerung fuhr Müller ab, Schulze blieb zurück, weil er noch weiter zechen wollte. Als er aber Müllers Fuhrwerk fortrasselu hörte, fiel ihm ein, daß er ihm noch etwas zu sagen habe. Er ließ sich schnell seinen Schimmel vorführen und ritt ab, im Galopp hinter Müller her, den er auch bald in Siebt bekam. Aber je toller er galoppierte, desto toller hieb Müller auf die Pferde, so daß er ihn erst einholte, als jener vor seinem Hause hielt. — Auf den Anruf „was plagt Dich, warum lässt Du mich denn nicht herankommen?“ meinte dann Müller, noch immer etwas ängstlich, „ich bin ja ausgekratzt, weil der Schimmel ohne Kopf hinter mir her war!“ Die Dämmerung und der helle Anzug des Reiters hatten die Täuschung veranlaßt, an der auch das genossene Getränk nicht unschuldig sein mochte.
Kleine Mitteilungen.
Das Wächterhorn von Wandlitz. In dem Werke „Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte von W. v. Schulenburg“ finde ich unter der Seite 35 folgende Notiz:
„Wenn eine gromada, Gemeindeversammlung, schnell sein soll, so bläst oder tutet der Schulze die Gemeinde mit der trubawa zusammen. Diese, ein hölzernes Rohr, welches vorher innen naß gemacht wird, hält man mit beiden Händen vor den Mund und bläst hinein usf.“
■Ferner ist in dem von Reclam veranstalteten Neudruck der Jobsiade, der die ursprünglichen Originalabbildungen wiedergibt, des öfteren Ehren- Hieronymus mit einem Horn abgebildet, welches dem von Herrn Grunow vorgelegten auffallend gleicht. Beide Hörner werden nämlich mit regulären Trompetenmundstücken angeblasen. Das Anfeuchten ist bei allen Holzblasinstrumenten erforderlich, um dieselben besser zum Ansprechen zu bringen. Diese Hörner müssen aus der Umgegend von Berlin früh verschwunden sein, denn ich erinnere mich nicht, ein solches jemals gesehen zu haben, wohl aber kenne ich ein späteres Wächterhorn und zwar dasjenige von Friedrichshagen genau. Dasselbe war Gemeindebesitz und bestand aus einem gewundenen Ochsenhorn, dem als Verlängerung ein eiserner Schalltrichter angesetzt war. Das Horn wurde mit einer Metallpumpe angeblasen, klang schwach und dumpf und gab nur einen Ton von sich. Dem Horn vonWandlitz dagegen kann schon ein Unkundiger fünf verschiedene, recht angenehm klingende Töne entlocken.
Maurer.