Kleine Mitteilungen.
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Experiment, dessen Gelingen uns glücklich machen würde. Ich verstehe es zwar nicht recht, Sie aber sind auf dem Gebiete der Physik mehr zu Hause als ich und werden mich darüber aufklüren. Man sagt nämlich, daß man mit zwei Pendeluhren, deren Zeiger gleichmäßig magnetisch gemacht sind, einen dieser Zeiger genau so wie den andern bewegen könne, so dass auch der Stundenschlag der einen Uhr die andere zum Tönen bringe. Nehmen wir nun an: diese künstlichen Magnete wären so zu vervollkommnen, daß sich ihre Kraft bis nach Paris fortpflanzen würde, und Sie zum Beispiel hätten eine solche Uhr und wir die andere. Anstatt der Stunden könnten wir das Zifferblatt mit den Buchstaben des Alphabets bezeichnen. Dann werden wir jeden Tag zu einer bestimmten Zeit den Zeiger bewegen, und Herr X. wird die Lettern ablesen: „Guten Morgen, liebe Enkelin, ich liebe dich zärtlicher als je“. Jetzt hat die Großmaipa gedreht; wenn die Reihe an mich kommt, werde ich ungefähr dasselbe sagen. Die Sache läßt sich übrigens noch vereinfachen: die erste Bewegung des Zeigers läßt einen Hammer auf eine Glocke schlagen zum Zeichen, daß eine Unterredung beginnt. Die je ganze Idee gefällt mir außerordentlich. Man wird sie zwar bald mißbrauchen, namentlich für die Spionage zu Kriegs- und politischen Zwecken, aber trotzdem wird sie dem freundschaftlichen Verkehr einen angenehmen Dienst leisten“. B. L. A. 4. 11. 1903.
Aus Spremberg. In den „Statuta, Willkühr und Polizei-Ordnung“ der Stadt Spremberg finden sich u. a. folgende kulturgeschichtliche Angaben.
17. „Solche Gemeinden und Dorfschaften wie auch diejenigen unter den Gemarken, welche Selbsten kein Bier haben, sollen das Bier zu Hochzeiten, Kindtaufen, Kirchmessen, Lob- und anderen Täntzen, wie vor Alters bey Ihren Wirtlie, da sie die Herberge haben, und das Bier au ff die Wand und Korbstöcker*) trinken, oder an Oerter da es ihnen schmecket, jederzeit zu nehmen und zu bezahlen schuldig seyn“.
25. „Alle diejenigen Bürger, so Brau-Urbar und zwey-Gebräude und darüber auf ihren Häusern haben, mit einer tüchtigen Musqueten oder sonsten ein gut fertig Hauss- und Feuerrohr, nebst einem Seitengewehr“.
42. „Das Streu und Kanicht Bist E. E. Rat ernstl. verbiethen, dass sich dessen keiner heraus zu holen unterstehen soll“.
43. „Es soll auch kein Bürger oder Wirth so Reiss und Bier offen hat, seine Biergäste des Abends weiter nicht als bis zu 10 . . . sitzen lassen".
[Vgl. Chronik der Stadt und des Kreises Spremberg von Dr. Reinhold. Spremberg 1843]. _____ O- Monke -
Berlin als Wiege der deutschen Marine. Daß die Reichshauptstadt, nicht die Ostküste die Wiege unserer Marine gewesen ist, dürfte unbekannt sein. Und doch ist dem so. Der Uranfang ist nicht auf die vierziger Jahre zurückzuführen. Er liegt jetzt genau acht Jahrzehnte zurück. 1823 wurde bei Berlin das erste Marinedetachement, die sogenannten Gardemariners,
*•) Ankreiden und in das Kerbholz schneiden lassen.