Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas.
Von
Dr. Gustav von Buchwald.
„Selten! niemand weiß mit Bestimmtheit zu sagen, was unser deutsches Wort „Gott“ ursprünglich bedeutet“ sagt Friedrich Delitsch in seinem berühmten Vortrag: Babel und Bibel. (Leipzig 1903, p. 44.)
Das Wort ist eine anerkennenswert mutige Tat, denn nicht nur der Geistliche sondern auch der Richter hätte das wissen müssen; ehe er an sein Amt ging. Viele sind schwer bedrückt in ihrem Gewissen durch die Einsicht in die theologischen und juristischen Consequenzen, die man daraus ziehen kann. Nur ein schlechter Trost wäre es, wenn man sie zu der einfachen Einsicht bringen würde, der mutvolle Bekenner dieser Tatsache wisse bis heut und diesen Tag — es ist der 27. Januar 1905 des deutschen Kaisers Geburstag, den ich zum Schreiben benutze — noch nicht was ursprünglich „deutsch“ und „Wort“ bedeutet. Ganz richtig ist übrigens der Ausspruch des berühmten Ox'ientalisten nicht, aber die Obscurität meines bescheidenen Daseins wird eS in allen Augen entschuldigen, daß er mich nicht gefragt hat. Vielleicht hätte ich ihm Antwort gegeben, noch ehe der Fall eintrat, den ich mir als „Erfüllung der Zeit“ gesetzt hatte. Es ist Friedeis und des Vereins Branden- burgias Verdienst durch unvergleichliche Heimatsliebe und Wachsamkeit dies Ereignis herbeizuführen, ein Ereignis gewichtig genug um einen scharfen Riß durch die bestehende Sprachwissenschaft zu machen, die weder zu sagen wußte; was Gott, noch was Deutsch, noch was Preußen, noch was Brandenburg ursprünglich bedeutet. Ist aber diese Erkenntnis für Deutschland und Preußen und Brandenburg von einigem Wert, so gebührt Fri edel und der Brandenburgia der Dank. Damit sich meine bescheidene Zeit erfülle hatte ich mir einen Altertumsfuud gesetzt, bei dem nicht nur die sagenhafte Erinnerung Bestätigung fand,
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