108 Der Grabfund von Seddin als Schlüssel znin Verständnis der Sprache Europas.
Geistesrichtung große Gewalt gewann, Carl Schiller, konnte am Ende des Wortes überhaupt kein S anssprechen; er sagte nicht Gajus sondern Gagnsch. Von meinem vierzehnten bis ins zwanzigste Lebensjahr habe ich für sein mittelniederdeutsches Wörterbuch nicht „voces“ sondern „vodschesch“ ausgezogen.
Der einfach gezischte S-laut ist ein Ideophon, das durch rein konsonantische Verbindungen gestärkt werden kann.
\Yenn eine einfache Berlinerin ihre schnellere Freundin nicht einholen kann, so sagt sie: „Ik werde mal ne Piste ufschlagen.“ Sie ruft aber nicht „pist“ sondern zischt „pst“ — und wird verstanden, obwohl die Hörerin nicht ahnt, daß das eigentlich der Notruf: „Hoch, Feuer, zu Ende“ ist. Das einfache S heißt Feuer und ist der Warnruf, den der schwälende Dunghaufen lehrte. Ich will dies Thema hier nicht voll ausführen, sondern begnüge mich mit dem Hinweis auf folgende Assoziation: Da Feuer und Asche mit dem menschlichen Urieben verbunden sind, so wird ihr S-Ideophon stets mit menschlichen Dingen assoziiert und endet in weiterer Entwickelung als Konkretum für die Ideen der Teilbarkeit, des Genetivs und des Plurals. Es kann auch eine Personenbezeichnung sein und unterliegt da keinem Lautgesetz, sondern der Mode und schließlich der Gewohnheit (consnetudines im deutschrechtlichen Sinn). Besser- dichsch ist die Frau des Besserdich, seine Tochter (ut de Franzosen tid) heißt Besserdichs.
Hier haben wir, das was die Philologie differenzierte Personalsuffixe nennt. Im Sanskrit ist S z. B. ein Personalsuffix. Will man nun beweisen, daß die Sprache der Arja-Völker mit der von Europa gleichen Stammes ist, so muß dargetan werden, daß dieses S auf dieselbe Weise entstanden ist wie bei uns, d. h. man muß die Arja bis in die Intraglazialzeit zurückverfolgen oder sie für Abkömmlinge von uns aus der Postglazialzeit durch Funde und Sprache nachweisen. Diesen Versuch hat Much gemacht — ich kenne die zweite Auflage seines Buches noch nicht, in der ersten ist kein schlüssiger Beweis erbracht. Über die sogenannte „Indogermanistik“ hinaus ist der Versuch ein Fortschritt.
Man muß aber immer im Auge behalten, daß es nicht nur ethnographische und ethnologische Parallelen gibt, sondern auch biologische.
Für unseren Zweck halten wir nun fest, daß ein S namentlich am Anfang Feuer bedeuten kann, aber nicht notwendig muß wie in „Stek“ dem Feuerbohrer oder „Stab“ dem Brennholz. Die Bedeutung folgt aus der Logik in der Synthese.
Nach meiner vorherigen Angabe und der Bestätigung durch den Fund mußte demnach das Ideophon Ed einen toten Menschen bedeuten und das wird vollkommen klar sobald man das E sehr lang gedehnt ausspricht.