110 Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas.
begriffliche Expansionsfähigkeit, um so größer und intensiver ist, je primitiver das Ideophon in seiner Bildung ist.
Das ist eines der mächtigsten Grundgesetze in der Völkerpsychologie der europäischen Cognation.
Nicht das Lebensgefühl und Lebensbewußtsein durch tiefe Inhalation in dem Elementarwort „Ich“ äußert, das einer späteren Altersklasse angehört, ist der Schöpfer des Lebensbegriffes geworden. Im Gegenteil, der Seelenadel unserer Cognation hat sich hier drastisch genug manifestiert. War ichör bei Homer noch das Blut der Götter, was ward es in der Sprache der späteren Mediziner? Haben wir nicht das Wort „Ichsucht“ gebildet?
Die stärksten Motive menschlichen Wollens und Fühlens traten in Bewegung um diesen ersten Kinderlaut „at“ wahrzunehmen und behalten zu können. „Es lebt“ sagte dieser Laut der Mutter in der schweren Stunde — nur gespannte Sinnesschärfe konnte ihn vernehmen.
Ich überlasse Ihnen die Ausführung dieses Themas und benutze meine „anthropologische“ Erfahrung, um Ihnen einige Werdegänge dieses Atmungslautes in kürze vorzulegen.
Mit dem weichen W-Laut verbunden läßt „v-it-a“ im Lateinischen das Leben. Im Griechischen werden die Geschlechtszugehörigkeit mit „id“ gebildet. Et-os heißt Alter Zeit und Geschlecht. Ed-da heißt die Geschlechtsmutter in Island, ätti der Großvater in der Schweiz. Und was ist der Unterschied zwischen den lateinischen P + at + er ond dem deutschen V + at + er : im ersten Falle erscheint der Leben gebende Mann (er) als hoch, im zweiten als „lieb“.
Noch heute sprechen wir von einem „ Aus-ban“ als entfernt liegenden Dorfhofe, noch heute hat der Norweger seine „Ute-thrönder“. Wollen wir nun einen draußen im Meere entfernt liegendes Heim — eines lebenden Geschlechtes der heutigen Monarchie Preußen ganz genau bezeichnen, so setzen wir die Elementarworte der Sinnfolge nach zusammen und bilden das Wort: Us -f ed + om.
Wollen wir uns ein verstorbenes Geschlecht speziell unseres deutschen Blutes in einer Sagenstadt als tot existierend bezeichnen, so bilden wir Vin = Freund -f- et = totes Geschlecht und haben unser Yineta.
Da haben wir dasselbe cd das mit dem Feuer-S logisch verbunden den Begriff Sed = verbranntes Geschlecht gibt.
Ohne Atmung ist menschliches Leben nicht möglich und überhaupt kein „ad-nim-al == Atem-nehmen heil (heil == ganz)“ existenzfähig. Die primitive Co-agitatio, die keine adperceptive Vergleichung vornehmen kann, bleibt bei der Angleichung stehen und bildet ein Konkretum, das nach unserer adperceptiven Redegewohnheit „Lebensprinzip“ genannt werden müßte. Die Hauptformen in der Überlieferung sind äd und öd = Gegenwort äd und öd. Sie muß dies Konkretum als ein ens reale