Heft 
(1905) 14
Seite
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Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas. 113

variierenden Vokal verbunden wie üm, im, ein, öm, am, ora und daneben auch mit anlautendem m, in dritter Folge mit anlautendein und aus- lautendem m. Dies kann schon ein recht hörbarer Ruf nach Nahrung sein. Aus ihm schaffen gemeinschaftlich Mutter und Kind die Benennungen für Mutter und Milch oder Nahrung. Bildet ein Kind einen Laut wie am oder nhim, so braucht man den Ton nur fragend nachzubilden, um ihn fordernd wieder zu vernehmen. Das ist eine völlige Konversation iu einfachster Form.

Beides mußte voraufgeschickt werden um das iu-Wort zu verstehen, das sich durch die überwiegende Länge des Tones als Gegenwort zu einem Elementarwort zu erkennen gibt und mit einer Negation endigt. Nehmen wir nun das kurze Elementarwort selber, so haben wir es als, an, en, in, on, un in dem ersten Zahlwort der europäischen Cognation dessen BedeutungMann auf der flachen Hand liegt.

Das gibt uns aber wieder zwei Fragen, warum tritt das Mutter und Nahrung andeutende M vor den An und warum schließt dieser mit einer Negation? Für den Begriff des männlichen Menschen gibt es im griechischen eine Synthese mit dem einfachenan dem das hier ins Große gesteigert er mit er tautologisch angehängt ist um einen großen Mann einen Erwachsenen zu kennzeichnen.

Im lateinischen aber haben wir eine M-synthese die zugleich Vater und Mutter bezeichnet iniiomo die französische heutige Form gibt ein viel primitiveres Wort und ist offenbar viel älter als die lateinische Schriftsprache. Das französischeomin ist nur wenig in der Sprech­manier verschieden von dem plattdeutschenamm die Amme.

Haben wir hier wirklich logische Ideophone vor uns, so folgt mit absoluter Sicherheit aus ihnen, daß auch Phomine einmal Amme gewesen sein muß. Es folgt ferner, daß er dies jedenfalls in der Intraglazialzeit gewesen sein in u ß und vielleicht auch noch später gewesen sein kann.

Sie sehen die Logotomie arbeitet mit derselben Sicherheit wie die Anatomie, welche die Rudimente von Milchdrüsen beim Manne längst nachgewiesen hat.

Nun gibt es im Griechischen ein kleines Wortan mit einer nöckernden Nebenform aus der Kinderstubeean. Die Unsicherheit dieser Lautgebung verbunden mit der innewohnenden Bedeutung des Zweifels wenn undob gibt uns einen Fingerzeig und zugleich den Grundsinn des deutschen Worteswenn.

Es ist Tatsache, daß jetzt die männliche Milchdrüse ihren Dienst völlig versagt. Diese Tatsache kann nicht in der ganzen Cognation Euro­pas plötzlich und auf einmal eingetreten sein. Die Rückbildung ge­brauchte Zeit und die Erblichkeit dieser erworbenen Eigenschaft wohl noch viel mehr.