Heft 
(1905) 14
Seite
129
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Der Grabfund von Seddin als Schlüssel zum Verständnis der Sprache Europas. 129

berg bei Ratzeburg zu Tage kamen, weisen diesen Wohnungsort in die frühere Steinzeit zurück. Tatsache ist allerdings, daß die BorüsNa­tur des Europäers ihn über die russische Tiefebene hinaus führte und Professor Balz in Tokio hat vielleicht sehr Recht, wenn er auf die Ähn­lichkeit eines Aino mit Graf Leo Tolstoi hinweist.

Die Frage nach dem Arja dürfte hier einzusetzen haben und es wäre möglich, daß sich dann manches bestätigte, was bessere Köpfe der Indogermanisten geahnt haben. Hätte sich Man Müller zu einer Auf­fassung von Sprache aufschwingen können, wie sie in Prof. Gustav Opperts Vortrag iu der Berliner antliropolog. Ger. 1883 Nov. 24 vor­liegt wie viel Arbeit wäre getan, die nun noch zu tun ist.

Ich gebe Ihnen liier die kurze Analyse von ein paar Stammesnamen, die gut deutsch sind.

Nördlich von Ihnen wohnt ein Stamm Pomari, wenig anders aus gesprochen Fomori: Beides ist dasselbe, nur verliert sich letztere Bezeichnung wie das Tnatha Danan in der Mythologie von Erin, ersteres ist unser heutiges Pommern. Beides ist P = hoch oin = heim, ar = or = er ist kurz = Hoch-Mann.

Südlich und südwestlich wohnen dieWelatabi, Wel = gut -(- at = Geschlecht -f- ab = aus, ab. Nun kommen in der Mark kleine Stämmchen, wie die Ucri: was ein Uekername ist wissen wir noch heute. Und nun dieLiuticii. Leider haben die meisten Historiker, auch wenn sie alte Schrift lesen können, zu wenig Erfahrung darin wie unendlich mühsam und schwankend die Urkundenschreiber zwischen lateinischer Schrift, Schullehre und lebender Sprache hin und her tasten. Hier ist ein durchstrichenes o = ö, dort ö, hier ist ein oi = oi als Diphtong, dort = 6. Und bei den Konsonanten ist es noch viel schlimmer, zumal der Buchstabe K fast immer durch C ersetzt und von den Sprach- und Schriftunkundigen auch = z gelesen wird. Umlaute kennt die alte Schrift wenig, nicht jede Schule lehrt sie, also wird nicht immer für ü ein durchstrichenes oder akzentuiertes u gesetzt, sondern es wird iu oder auch ui geschrieben. Lesen Sie für dieLuitizen richtig Lütiken, so haben sie in den verschiedenen deutschen Lützelburgen oder Lützen die Eiklärung.

Ich habe hier die gute Hoffnung, daß die neue Archivdirektion die Archivare Preußens dahin führen wird, daß die Archive als ein mächtiger Faktor in die lebendige Geschichte eingreifeu können.

Nun wäre ich bei meiner Heimat angelangt und hätte die Abodriti zu erklären, in deren Hauptstadt Schwerin ich zufälligerweise geboren bin.

Ä = gut -f- b = hoch -f- °d = geschlecht -j- riti Reiter. Das A am Anfang ist lang ausgesprochen stets gut wie z. B. im Namen des Asiatenbesiegers von Chälons sur Marne A = gut -j et = Geschlecht jus = aus.

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