Heft 
(1905) 14
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Kleine Mitteilungen.

Es ist dies der in XIII 28 erwähnte gemeinsame Gesang.

Nach der Predigt stellen sich die Knaben in vier Chören auf zum Ge­sang des Quempastores. Die Ausführung des Gesanges geschieht in der Weise, daß jeder Chor eine Zeile singt, den Schlußvers Chöre und Gemeinde zusammen z. B. 1. Chor: Den die Hirten lobten sehre, 2. Chor: und die Engel noch viel mehre; 3. Chor: furcht euch fürbaß nimmermehre; 4. Chor: euch ist geboren ein König der Ehre. Chöre und Gemeinde: Gottes Sohn ist Mensch geboren etc.

Die Melodie und die Strophen werden schon Wochen lang vorher in der Schule geübt. In neuerer Zeit kauft man Text und Melodie gedruckt in den Buchhandlungen, die meisten Familien sind aber im Besitz seit vielen Jahrzehnten vererbter Bücher, in welche mit allerlei Verzierungen und Bilder­werk geschmückt die Texte eingeschrieben worden sind und welche auf­fällige Ähnlichkeit mit den Handschriften der Mönchbücher haben. Viele der Knaben haben aus Holz gefertigte Scheren, (Schlangen genannt) mit Wachs­lichten besetzt, welche während des Chorgesanges angezündet und auf- und zugeklappt werden, dem Khythmus der Musik folgend. Die an der Orgel angebrachten Spielwerke: Sonne, Mond und Sterne waren ebenso wie die am Chor befindlichen hölzernen Figuren des David, Assoph und Salomo bis vor etwa 25 Jahren beweglich und wurden mittelst eines Ilebelwerks neben der Klaviatur durch den Organisten in Bewegung gesetzt.

Während heute wenigstens während der Predigt jeder auf seinem Platze bleibt, und auch vor und nach derselben eine leidliche Ordnung herrscht, ging es noch vor 20 Jahren in dem Gotteshause wie auf einem Jahrmarkt zu, und dem Besucher, der unbekannt mit dem Gebrauch zum erstenmal diese Christnachtfeier in Luckau miterlebte, kam die ganze Handlung zu­nächst etwas unverständlich vor. Wer sich jedoch dieser Feier sinnend hin­gibt und wiederholt derselben beiwohnt, dem wird sie schließlich unentbehr­lich für das Christfest. Für den echten Luckauer gibt es kein Weihnachts­fest ohne Christnachtfeier.

Scharnweber.

Zwei Teufelssagen aus der Priegnitz. A. Der Teufelsberg bei Wolfshagen. In Wolfshagen in der Westpriegnitz lebte vor Jahren ein Bauer Namens Schwarz, ein freundlicher, gefälliger Mann. Als er eines Abends mit seiner Frau in der Stube saß, hörte er, wie jemand ans Fenster klopfte. Schwarz rief:Wer ist da? erhielt aber keine Antwort; er ging hinaus und sali einen Fremden vor sich stehen, der ihn alsbald bat, ihn doch bis zum nächsten Dorf zu fahren, da er sehr müde sei. Schwarz war sofort bereit und spannte sogleich an. Die Fahrt ging dem Fremden jedoch zu langsam; auf seinen Wunsch war Schwarz jedoch erbötig, schneller zu fahren und griff zur Peitsche, um die Pferde anzutreiben. Der fremde Herr meinte indessen, das sei nicht nötig, sie würden schon von selbst schneller laufen. Als der Bauer nun trotzdem mit der Peitsche ausholte, schlang sich die Schnur um den Zweig eines am Wege stehenden Baumes und blieb hängen.