Heft 
(1905) 14
Seite
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Ein Pfarrerleben nach dem großen Kriege.

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vernahm er, (laß die Kuhsdorfer Pfarre wieder aufs neue sollte ein­gerichtet werden, und wandte sich bittlich an Herrn Viktor von Quitzow, der ihnauf guter Leute Rekommendation auch vocierte.

Es war im Jahre 1653, als Stargardt sein Amt antrat. Auf dem Pfarrhofe stand nur einklein enges Spiekerlein (Speicherlein), in dem er sich mit seiner jungen Ehefrau und den Kindern, mit denen die Ehe gesegnet ward, etliche Jahrebeschwerlich behelfen mußte. So große Mühe sich beide, Pastor und Patron, auch um die Hebung des Ortes geben mochten, es ging doch nur recht langsam voran.

Hatte ehedem der Pfarrer von Dienstgeldern, Pacht, Zehnten und Akzidenzien sorgenfrei leben können, so war auf all dies jetzt wenig oder garnicht zu rechnen, da das Dorf zum größten Teil wüst lag und noch im Jahre 1662 nur sieben Bauern vorhanden waren, die auch kaum die Hälfte ihres Ackers bestellen konnten, da allerorten Holz und Busch gewachsen war und es an Arbeitskräften fehlte, den Acker wieder urbar zu machen. Der Pfarrer mußte selbst, so gut es ging, wirtschaften, tauschte zu dem Zweck einen der Pfarre dienstpflichtigen wüsten Hof gegen einen dem Rittergut gehörigen, ihm bequemer gelegenen aus und nährte sich schlecht und recht von der Hände Arbeit, verwaltete treulich daneben sein geistliches Amt, das ihm freilich wenig genug eintrug.

Ein Pfarrhaus war notwendig, das war allen klar, aber woher das Geld dazu nehmen? Der Patron hatte nichts, die Gemeinde ebenso­wenig, die Kirche besaß freilich 14 Thaler 10 Groschen, aber der Kirchen­acker lag ungenutzt. Da erlangte der Patron von der Kurfürstlichen Regierung die Genehmigung, etwas zukolligieren.

So begab sich denn der Prediger Joachim Stargardt und sein Knecht Michael Stavenow auf die Reise. Zum Okulimarkt 1661 fand sich Gelegen­heit nach Perleberg. Von da wandten sie sich durchs Mecklenburgische nach Lübeck. Ein günstiger Zufall hat uns einen Brief erhalten, den er von hier an seine daheim gebliebene Ehehälfte sandte:

Meinen hertzlichen Grus zuvor sampt leibes undt der Seelen Wolergehen, Hertzgeliebtes Kindt, gebe ich euch freundlich zu ver­nehmen, dass ich mich jetzo annoch mit guter leibes gesundtheit Gott Lob aufhalte und noch wol bis Palm-Sonntage verharren möchte, weil es allhier etwas langsam zugehet; denn man muss oft die Leute überlaufen, es sindt viele Prediger aus Pommern hier, die auch etwas sammeln, also gehet es etwas sparsam zu. Jedoch muss man das beste von dem lieben Gotte hoffen, der noch gute christliche Herzen erwecken wird. Grämet euch, hertzliebes Kindt, um mich nicht, mir gehet es, dem allerhöchsten Gotte sei lob undt Ehre, noch wol, zu dem betet ohn unterlaß mit unsern lieben Kindern fleissig, wie ich auch thun will, so wird Er seine gnädiger Augen mit väterlicher Hülfe stets zu uns wenden. Ich will mich, geliebts Gott, von hier auf Hamburgh machen; der Höchste gehe vor mir her undt befördere