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Ein Pfarrersleben nach dem großen Kriege.
Ein Menschenalter fast war unser Stargardt hier, als sein Patron, Herr Viktor von Quitzow starb. Er hat viel für unsern Ort getan, freilich hat ers nicht mehr erlebt, daß die Kirche in einen einigermaßen würdigen Zustand versetzt wurde. Es war soviel zu tun; und es fehlte an Geld. In seiner Familie wurde ein kleiner silberner Becher in Ehren gehalten, den er, wenn es ihm an Geld gebrach, nach der Stadt schickte und für einen Taler versetzte, aber sobald er wieder Geld hatte, einlöste.
Achatz Albrecht von Quitzow hieß der neue Herr. Die Zeiten wurden mählich besser, die Einwohnerzahl hob sich. Auf einem losen Blatt finden sich die im Jahre 1690 in Kuhsdorf Geborenen, es sind neun, was schon auf eine der heutigen etwa entsprechende Seelenzahl (200) schließen läßt. Herr Achatz Albrecht griff alsbald die hochnötige Wiederherstellung des Gotteshauses an, vielleicht daß ihm seine Eheliebste Ursula Hedwig geb. von Linstau etwas Geld in die Ehe brachte.
Um diese Zeit starb Stargards treue Gattin, die 30 Jahre lang Freud und Leid mit ihm geteilt hatte. Er hat nachmals sich wieder verheiratet. Näheres wissen wir bei dem Mangel an Kirchenbüchern aus jener Zeit nicht; nur soviel, daß ihm in zweiter Ehe ein Sohn geboren ward, der nach dem Herrn von Quitzow, seinem Taufpaten, den Namen Achatz erhielt. Doch ist dieser Achatz Stargardt nicht hoch hinausgekommen in der Welt. Er hat das ehrsame Schneiderhandwerk erlernt und ist in jungen Jahren, noch unbeweibt, gestorben, im Jahre 1716, wie das Kirchenbuch besagt, seines Alters 28 Jahr und 12 Wochen. Seine Mutter aber hat noch den dritten Nachfolger ihres sei. Mannes erlebt und ist erst 1741 im Alter von 87 Jahren hier gestorben.
Doch zurück zu Joachim Stargardt! Im Anfang der 80er Jahre ward ihm die Verwaltung der Mesendorfer Kirchengemeinde, einer matel* vagans übertragen, die bis dahin von Pankow aus vikariert worden war. Die Einkünfte aus Mesendorf waren nicht bedeutend, aber es war doch eine Verbesserung. Schon vor dem großen Kriege hatte Mesendorf eine Zeitlang zu Kuhsdorf gehört.
Es war am Sonntag Invocavit des Jahres 1685. Da mochte Stargardt wohl meiuen, daß seines Bleibens nicht allzulange mehr sein werde, er griff zur Feder und setzte ein Memoriale necessarium auf. Nach einer etwas weitschweifigen Einleitung, in der er die Rückkehr der Juden aus dem siebenzigjährigen Elend und Gefängnis Ba- bilonis, den Wiederaufbau des verwüsteten Zion und den Tempelbau mit der Rückkehr der Bewohner Kuhsdoi-fs, dem Wiederaufbau ihrer Häuser und der Wiederherstellung der Kirche in Beziehung setzt, wobei er in aller Bescheidenh. it seinem Patron die Rolle Serubabels, sich, dem Pastoi-, aber die des Px*opheten Haggai znzuweisen geneigt ist, rühmt er die aufopfernde Tätigkeit des Herrn von Quitzow, hebt auch dankbar hervor, daß er ihm selbst und den Seinen „viel Liebes und Gutes erzeiget, son-