Ein Pfarrersleben nach dem großen Kriege.
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derlich in seinem betrübten Wittibenstande ihn gespeiset und getränket“; und wünscht, daß „Gott der Herr nach seiner getanen Verheißung mit herrlichem, kräftigem und hilfreichem Trost in Kreuz, Anfechtung, Schwachheit und Traurigkeit, so bei frommen Kindern Gottes nicht nachbleibet, mit Vermehrung ihres hochadligen Geschlechts, mit reichlicher Benedeiung dero Einkommen, Mitteln, Vieh, Äckern, Hab und Gütern in gewünschtem guten Frieden und langem christlichen Leben an Leib und Seele gnädiglich remunieren und ersetzen wolle, also daß er ihn wie den Beförderer des anderen Tempelbaues, den Sernbabel, als einen Petschaftsring lieb und auserwählt halten möge.“
Dann führt das Memoriale die in letzter Zeit an Kirche und Turm ausgeführten Arbeiten auf (die Kirchenkassenrechnung gibt noch genaueren Aufschluß darüber). Es muß bis dahin in der Kirche greulich ausgesehen haben. Für 239 Taler 18 Groschen hatte man dann alles einigermaßen instand gesetzt, das Dach gedeckt, Decken und Treppen, Bänke und Fenster wiederhergestellt, auch die schadhaften Mauern ausgebessert.
Sodann enthält das Schriftstück eine Aufstellung der „priester- lichen Intraden“, zuerst der Stolgebühren, wobei aber bemerkt wird, daß Blutarme und ganz unvermögende Leute um Gotteswillen, der es dem Prediger in anderer Weise restituieren wird, mitleidig hierin übersehen werden müssen; dann der Zehnten von Roggen, Gerste, Buchweizen, Erbsen, Wicken, Flachs und Lämmern. Den Roggenzehnten muß sich der Pfarrer selber einholen, nachdem er jede ihm zufallende 30. Mandel mit einem Strauch bezeichnet hat; allein den Sommerzehnten muß ihm jeder in seine Scheune bringen und bekommt dafür einen Trunk Bier, „so gut es der Prediger hat.“ Wenn nun die ganze Ernte geschehen, gibt der Prediger nach jetzigem Zustande, weil er wegen des noch zum teil bewachsenen und unbrauchbaren Ackers den Zehent nicht völlig erlangen kann, wie es der Herr Patronus weise geordnet, eine Tonne Bier; vor diesem ist es ein Faß von l'/s Tonnen gewesen.“
In den Kuhsdorfer Kirchenrechnungen hat bis in die neuste Zeit hinein das „Bier, so dabei ausgetrunken“, eine große Rolle gespielt.
Das Jahrhundert, das über unser Vaterland so Schweres gebracht hat, ging zu Ende, ein neues stieg empor, mit ihm das junge Königreich Preußen; aber immer noch waltete Herr Joachim Stargardt seines Pfarramts in Kuhsdorf. Seine Handschrift läßt nun zwar die alte Klarheit vermissen, aber sorgfältig hat er noch die Kirchenkassenrechnungen bis 1705 geführt. Freilich ward ihm die sonntägliche Predigt im Filial recht beschwerlich, wenigstens beschwerten sich die Herren von Platen in Mesendorf darüber, daß er sein Amt nicht mehr recht versehe, und wollten den Pastor in dem etwas entfernter gelegenen Reckenthin mit der Versorgung von Mesendorf betraut wissen. Der Grund für diese scheinbare Besorgnis um das geistliche Wohl der Mesendorfer Gemeinde