Heft 
(1905) 14
Seite
177
Einzelbild herunterladen

Vom Handwerksbrauch der Leinenweber.

177

gesprochen worden ist, oder ein junger Lehrknecht; wenn solche Personen vorhanden sind, dieselben mögen hervortreten, ihre Wörter fein und be­scheiden hervorbringen, hernach soll ihnen alles vergönnt und zugelassen werden. Auch von heut ab alle brüderliche Liebe angethan und erzeigt werden; solches habe ich auch angemeldet zum ersten und letzten Male. Ich sage: mit Gunst!

Ich wollte gern hören und fragen, was ein fremder Webergeselle, der noch bei keiner Brüderschaft aufgelegt hat, sondern erst mit auflegen will, schuldig zu erlegen hat.

Diew'eil Du mir angesprochen hast zu Deinen Kn ten*) kann ich

Dir dasselbe nicht abschlagen sondern vielmehr Zusagen, will Dir unter­richten und unterweisen wie mir meine drei Knapparten unterrichtet und unterwiesen haben: treu und ehrlich sollst Du Dir aufführen wies ein braven Webergesellen zukommt, auch will ich Dir meinen ehrlichen treu Tauf und Zu Namen sagen (Louis Brumme) werd ich genannt, Churmark Brandenburg ist mein Vaterland. Treuenbrietzen bin ich geboren und zum Weber er­koren. Ich wünsch Dir viel Glück in Deinem Gesellenstand daß Du magst werden ein lustiger Geselle und mit der Zeit ein wohlhabender Meister. Gehe hin in Frieden.

Ich wollte gern hören und fragen, ob einer in dem Verlauf der acht Wochen etwas neues gesehen, gehört oder erfahren habe, was weder zu leiden noch zu verschweigen wäre. Wann solche Personen sind, die mögen hervor­treten, ihre Worte fein und bescheiden hervorbringen, weil unsere Lade noch offen ist und unser Herr Beisitzer noch bei uns ist, so wollen wir sehen, ob wir die Sache richten schlichten und vertragen können; sollte es uns aber zu schwer fallen, so wollen wir es an Ort und Stelle gelangen lassen, wo es gewiß gericht geschlicht und vertragen werden kann. Seid Ihr aber friedlich und schiedlich, so ist mir lieb und führt Euch gut, und unser Herr Vater und Beisetzmeister haben einen Wohlgefallen daran und unserer Büchse und Lade geschieht dadurch nur ein kleiner Schade,**) solches habe ich Euch angemeldet zum ersten und letzten Male.

Wir wollen jetzt schließen unsere Büchse und Lade, ein jeder hüte sich vor Strafe und Schade, vor Strafe und Schade will ich ein jeden gewarnt haben. Ich sage:

Alles Schlagen und Stoßen ist auf unserer Herberge verboten, aber der Schlag, den ich mit meiner linken Hand thu, der sei frei.

Ich sage: mit Gunst!

Mit Gunst!

Ein jeder mache sich fein lustig!

*) Knappa rt = Patbe bei der Gesellentaufe.

**) Nämlifili Ausfall an Strafgeld.

12