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Vom Handwerksbrauch der Leinenweber.
Stillt Euch ein wenig, Ihr Brüder, das Geschenk soll vorgetragen werden und es wird sich ein jeder ruhig verhalten.
Ich sage: Mit Gunst.
Dieweil es dann allhier in dieser weltberühmten Königlich Preußischen Kauf Lauf Handels und Wandelsstadt Treuenbrietzen so ein feiner und uralter Gebrauch ist, daß wir pflegen alle fremden Gesellen diesen hochehrliebenden Willkommen auf und vorzutragen, oder einer, der von dieser Stadt Jahr und Tag verwanden und wiederkommen wär, oder ein Meisterssohn, der von seinem Vater sowie von einem ganzen ehrbaren Handwerk quitt frei ledig und losgesprochen worden ist, oder ein junger Lehrknecht, allen diese abwährenden Personen pflegen wir diesen hochehcliebenden Willkommen auf und vorzutragen, wie es denn heutiges Tages in unseres Herrn Vaters Behausung geschieht und wiederfährt und anders uns künftig wiederfahren soll, so laßt nun eine ganz ehrbare Brüderschaft durch mich an euch melden, wenn Sie diesen hocliehrliebenden Willkommen mit einem besseren Trank als mit diesem Bier hätten schmücken und zieren können, desto lieber und williger Sie es gethan haben, wiewohl Gott Lob und Dank dieser Trank als eine edle Gabe Gottes nicht zu verachten ist, sondern ich hoffe, es wird Euch und Euren Mitconsorten ein angenehmer und wohlschmeckender Trunk sein.
So wollt Ihr nun diesen hochehrliebenden Willkommen*) von mir zu Euch nehmen und das wohlschmeckende Bier nebst Euren Mitconsorten daraus trinken Eurer und unserer am meisten dabei gedenken. Das ist mein ganz dienstfreundliches Bitten an Euch.
Ich sage: mit Gunst.
Das Geschenk.
Treuenbrietzen, o Du Friedenhüter, Man hört in der ganzen Welt Ja von Deinen Friedenstagen Nichts als Ruhm und Ehre sagen.
Alle Brüder, die nun schier Haben aufgelegt allhier Nehmet bitte wohl in Acht Weil ja nichts als Friede lacht, Ordnung und Gerechtigkeit Herrscht allhier zu jeder Zeit.
Man bemüht sich ohne zagen Das Geschenke vorzutragen Weil sich Fremde hier bequemen Bei uns Arbeit anzunehmen Wär er auch ein Meistersohn Hat ers auch zu seinem Lohn Wenn er nun allhier bereit Hat verwändert seine Zeit
•) Pokal mit Innungswappen, Namen,
Oder wärs ein Lchrknecht auch Der nunmehr nach Handwerksbrauch Seine drei Jahr ausgestanden Ist ihm auch die Ehr vorhanden Er sieht sich nunmehr bewegen Und sein Knappenrecht erlegen Die ihn nunmehr instruiren Wie er sich hat aufzuführen Wenn an einen andern Ort Er will weiter wandern fort O so läßt man mit Entzücken Diesen Willkommen herrlich schmücken Mit dem angenehmen Bier Welches Gott bescheert allhier Ja wir sind in diesen Stunden Unserm Gott so sehr verbunden Daß wir ihm für diesen Trank Sagen tausendfachen Dank.
Jahreszahl u. s. w.