Heft 
(1905) 14
Seite
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Vom Handwerksbrauch der Leinenweber.

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Er hat an uns Brüdern allen Einen gniidigen Wohlgefallen,

Weil ja selbst von seinen Illinden Sind die Führer und Kegenten Die uns doch zu allen Zeiten Auf den Weg des Friedens leiten Wie das schöne Friedensschild Ist am Willkomm abgebildt,

Welches uns vortrefflich lehrt Daß der Fried allein ernährt Aber auch dagegen zeigt Was der Unfried nur erreicht.

Der nun dieses hat gestift Kann man nach der heilgen Schrift Ja zu schuldigen Dank und Lohn Nennen wir den Simeon.

Nun will ich zu diesen Zeiten Zu dem Lob der Weber schreiten Und will machen offenbar Wie ihr Anfang erstlich war.

Unser Eltern erster Fall Wißt Ihr Menschenkinder all Wie sie nach der Missethat Wußten weder Hülf noch Katli, Auch kein Mittel zu erwecken Ihre Blöße zu bedecken.

Freilich sahen sie sich beide In Fellen statt in Kock und Kleide; Und weil dies nicht von Bestand, Stärkte Gott des Webers Hand Unsrer Mutter Eva Sinn Neigte sich zum Spinnen hin,

Abel auch, der fromme Mann Griff das Weben ernstlich an Obgleich Kain bald sein Blut Hin goß, ihn erschlug in Wuth, That man doch die Webersachen Mehr und mehr ausfindig machen Darauf kam mit Kunst und Stärk Rüben an das große Werk Sein Sohn Jubel*) auch dazu;

Beide hatten nicht ehr Kuh Bis sie nun die Leinewand Brachten in vollkommen Stand.

Als der Sündfluth strenge Macht

Jene Welt in Unglück bracht Wurden immer noch erhalten Acht Frauen von jenen alten; Unter dieser frommen Schaar Gleich wohl auch ein Weber war Wie im Bibelbuch zu lesen Ist es Japhet gewesen Der auf seine Lebensfluth In der Arche Noah sucht.

Da nun kam der Sündfluth Ende Griff Japhet frisch und behende Wiederum mit Fleißesbrunst Nach der edlen Weberskunst.

Man ließ Waaren nun bereiten Gottes Tempel zu bekleiden Wie der Herr mit seinem Mund Es dem Mose machte kund.

Und die Stiftshütte zu bauen Ihm selbst im Modell zu schauen, Auch zugleich zu diesen Zeiten Zehn Teppiche zu bereiten Diese müßten schön und fein Von gezwirnter Seide sein.

Wenn im Tempel Gott zu dienen Aron dorten war erschienen Trug auch er von weißer Seid Ein sehr schön gewirktes Kleid. Als der Heiland Jesu Christ Diese Sündenwelt begrüßt,

Sollte er statt in der Wiegen In der harten Krippe liegen Die Maria nahm das Kind, Wickelte es bald geschwind In die rechte Kleidung ein, Welches zarte Windel sein.

Wie er an das Leiden ging Sein Werk mit Gebet anfing,

Als ein Wurm der Erden sang Welcher seinen Blutschweiß trank. So trat bald Veronica Ihrem lieben Heiland nah Und zog ihren Schleier aus, Wischte ihm die Zähren aus Er that dann für unser Leben Seinen Geist am Kreuz aufgeben. Jesus war ein frommer Mann,

') Jubel = Jubal.

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