180
Vom Handwerksbrauch der Leinenweber.
Dies zeigt des Tempels Vorhang an, Weil er nunmehr ganz gewiß Von oben an bis unten riß.
Als den Tag Vollendung ziert So gieng Joseph ganz gerührt,
Lud Pilatus selbst mit Fleiß Um des Leichnam Jesu Preis.
Um die Bitte zu erfüllen Durfte er vom Kreuzesstamm Abnehmen das Gotteslamm.
Joseph nahm geschwind zur Hand Eine reine Leinewand Wo er konnte rein und fein Jesu Leichnam wickeln ein. Nikodemus bracht zur Stund Spezerei bei hundert Pfund Um mit reinen Glaubenszieren Jesu Leib zu balsamiren.
Er ward drauf nach jüdscher Art In ein Felsengrab verwahrt Und man wälzt vor dessen Thür Einen großen Stein dafür,
Daß er sanft in seiner Kuh Bis am Sabbath bringe zu.
Darauf kam frisch ohne Scheu Drei Frauen dann mit Spezerei Nach der Morgenländer Brauch Jesu Leib zu salben auch.
Als sie kamen zu dem Grab War der Stein gewälzet ab,
Darauf Joseph fein und mild Jesu Leichnam eingehüllt,
Doch durch eines Engels Mund Ward ihnen die Botschaft kund Daß Christus gewiß und klar Von den Todten erstanden war.
Der Engel trug auch wie bekannt Ein weißes Kleid von Leinewand. Man betrachtet zum Exempel Jetzo unsern Gottestempel,
Was auch der Weber Pracht Uns für Ruhm und Ehre macht. Kanzel, Taufstein und Altar Zeigen es ja hell und klar,
Daß in unserm Weberthun Muß Verstand und Weisheit ruhn. Unsre jetzgen Seelenhirten
Tragen auch nach Stand und Würden Wie uns an Aron ist bekannt Priesterrock und Meßgewand,
Wenn sie uns durch ihren Mund Gottes Thaten machen kund,
Wenn sie uns aus ihren Händen Christi Leib und Blut ausspenden, Setzt man ja mit allem Fleiße Auch die theure Seelenspeise Auf ein Tuch, wenn mans betracht Welches auch der Weber macht. Wär auch gleich ein'Bösewicht Der schlecht von uns Webern spricht, Der ist Sodoms Apfel gleich Und wär werth in jenem Reich Wo die Görger Söhne waren Ihnen lasse mit hinfahren.
Könige, Fürsten sind von Adel, Finden an uns keinen Tadel,
Weil sie sich zu allen Zeiten In des Webers Arbeit kleiden.
Haben auch dazu von nöthen Tafeltücher und Tapeten Worauf sie sich zum Ergötzen Gottes Gaben lassen setzen Sieht man, wie in jenem Lande Es geht im Soldatenstande Sobald einer zu dem Orden Ist von Gott bestimmet worden Bringt man ihn mit viel Vermahnen Ihn zum Schwur bei seinen Fahnen Daß er für das hohe Gut Lassen soll sein Leib und Blut.
Geht der Marsch nun in das Feld Ist ihm schon bereit ein Zelt,
Wo er sich für Sturm und Regen Sicher kann darunter legen.
Dieses ist nun wie bekannt Auch gewirkt durch Webers Hand. Weil nun jetzt auf dieser Welt Unser Thun auch Gott gefällt Trägt der Mensch von jedem Stand Auch ein Hemd von Leinewand.
Ist der Mensch ein Kind und klein, Muß er haben Windelein Wenn nun Gott das letzte End Jung und alte schickt behend