Heft 
(1905) 14
Seite
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Aus Treuenbrietzen.

fanden. Heute mag es kaum noch in einem Gesangbuche Vorkommen. Auch im neuen Hessen-Kasseler steht es nicht.

Hamm i/W. Superintendent Nelle.

Unter den sonstigen Aufzeichnungen des Musterbuches sind allen­falls noch folgende mitteilenswert:

Der Geiz ist seine eigene Stiefmutter in dem der Geitzige niemand waß zu gute Thut, auch ihm selbst nicht. Ja er ist einem Esel gleich, der Brodt und Weine auf dem Rücken trügt und seine doch nicht genießt, oder einem Kettenhund, der bey einem Schatz liegt und denselben bewacht, aber doch weder selbst etwas davon genießt noch anderen genießen läßt.

Niemand ist elender Alß der Alles hat und doch nichts hat, Ich will sagen, der sich seines großen Vermögens nicht zu gebrauchen weiß, Und niemand ist glickseliger als der nichts hat und doch Alles hat, daß ist, der bei seiner Armuth dennoch sein nothdürftiges auß- kommen hat. Drum hüte Dich vor Unvernügsamkeit, denn bist Du mit Gott in deme Zustande zu finden, so kann Dich kein Unfall oder Unglück kränken.

V. 1.

Waß hilft Dier mensch Dein Ungeduld

Wenn es Dir Übel geht

Du hast es ja vielmahl verschuld

Wenn Dier ein Creutz zusteht

Daß leiden ist ietzt gar gemein

Du kanst allhier nicht fröhlicht sein/gedult.

V. 2.

Wolt ihr nun wissen wer ich bin

Ich bin das unglieks Kiend

Lief ich gleich weit wo will ich hin

Keine Lust ich nirgenß find

Scharrt man micht in die Erd hinnab

Das Ungliek folgt mir bis inß Grab/geduld.

V. 3.

Waß ich nun täglicht essen muß Vermischt mit Wermuth Saft Das ist ein speise mit Verdruß ein Labsal ohne Kraft:

Daß ist voll heißer Tränen mein Womit mein Ungliek ich bewein/gedult.

V. 4.

Die Freude sich nie zu mir gesellt Kein Lust ich nirgendß fiend, wohl unter dem blauen Himmelszelt