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Kleine Mitteilungen.
rein landwirtschaftlicher Grund geltend gemacht werden. In einigen Dörfern, vormals mit Gemeindefelderwirtschaft, die ich kennen lernte, liegt der gute oder beste Ackerboden um das Dorf herum, weiterhin kommt der schlechte, dann der Wald als Abschluß. So lagen in solchem Fall die Verhältnisse auch in der wendiscli-slavischen Zeit. Nun sind aber unzählige der heutigen Dörfer nicht slavische Gründung trotz der slavischen Namen, sondern sind Jahrhunderte vorher germanische Ansiedlungen oder Ortschaften gewesen, wie die bei ihnen gelegenen germanischen Friedhöfe urkundlich erweisen. Die slavischen Namen erhielten sie, als Norddeutschland unter der Herrschaft der Wenden stand. Da der deutsche Germane sehr wesentlich auch Landmann war, werden die alten Ansiedler neben der Rücksicht auf Wasser und anderen Gründen, ursprünglich sich wohl da niedergelassen haben, wo sie den besten Ackerboden in der Nähe hatten. Diesen Blick hatte der Landmann in Jahrtausend vor Christus sicherlich ebenso wie im Mittelalter und wie heute. Dazu kommt noch, daß er voller Naturmensch war, init geschärften Sinnen für die ihm wichtigen Erscheinungen. Daß vormals die Döi’fer viel kleiner waren, ist bekannt genug, hatten doch selbst geschichtlich hervorragende Städte nicht mehr Einwohner als heute manche Dörfer. Daß aber an manchen Orten auch in germanischer Zeit die Bevölkerung nicht so sparsam saß, deuten einzelne sehr ausgedehnte Gräberfelder an, die durch eine Reihe von Jahrhunderten fortlaufend sich hindurchziehen und schon dadurch beweisen, daß die Bevölkerung lange seßhaft war.
9. Auf der Klein -Machnowschen Feldmark, in dem Dreieck zwischen der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, der Straße von Zehlendorf nach Kl. M., und dem Spandauer Weg, am östlichen Rande der Klein-Machnower Forst, liegen die Mareien-Püle, wie der Schäfer von Kl. M. u. a., Meierei - Pfule, wie die Straubitzsche Karte vom Grunewald sie nennt. Es sind fünf Vertiefungen, von denen die zwei nördlicheren trocken sind, die drei anderen noch Wasser haben. Bei dem einen der beiden trocknen Pfuhle, und zwar dem, der ostwärts gelegen ist, finden sich vereinzelte vorgeschichtliche Scherben. Sie liegen zwanzig Schritt nördlich vor seinem Westrande.
Nachträglich habe ich im Monat Juli 1905 noch zwei vorgeschichtliche Fundstätten bei Zehlendorf aufgefunden.
10. Von der Alsenstraße in Zehlendorf führt durch die Zehlendorfer Heide (jetzt Eigentum einer Baugesellschaft) in nordwestlicher Richtung der Zinnowweg bis fast an die Krumme-Lanke. In der Verlängerung des Zinnow- weges, 50 Schritt (südöstlich) von der Krummen-Lanke, da wo ein Fußweg, etwa von N. nach S., den Zinnowweg schneidet, am Berghang zwischen den Wurzeln hoher Kiefern, losgespült durch die starken Gewittergüsse, finden sich Scherben der vorslavischen Zeit. Die Ansiedlung, hier oder in der Nähe, war also schön gelegen, mit dem Blick auf den See. Jedenfalls waren in der Nähe die Felder, wo jetzt Wald ist, ein damaliges Lichtenrade oder Lichterfelde. Bei genauer Beobachtung würden sich wahrscheinlich auf den Höhen, die sich an der ehemaligen Seenkette durch den Grunewald entlang ziehen, Spuren von einer Anzahl germanischer Ansiedlungen nachweisen lassen.