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Kleine Mitteilungen.
lastung eintreten mußte. Auch diese Arbeit, die manGiezen nannte, mußte öfter wiederholt werden; der dabei gewonnene Giez w urde getrocknet und verkauft, war aber minderwertig. Dasselbe geschah auch mit den unten am Stamme befindlichen trockenen Blättern, den sogenannten S andblättern . Wenn der Tabak, wie die Alten sagten, „die Er ntewagen klappern h ört, dann wächst er noch tüchtig", wenn er diese Zeit hinter sich hatte, wurde auch meistens nach der Ernte, also Ende August und Anfangs September, mit dem Abbrechen oder Bladen, wie es genannt wurde, begonnen. Die großen schönen Blätter wurden'abgebrochen, in Bündel gebunden und heimgebracht. Es begann nun eine recht mühsame und langwierige Arbeit, das Aufziehen und Aufhängen zum Trocknen, wozu alle arbeitsfähigen Familienmitglieder herangezogen wurden. Mit einer fußlangen etwas breiten Nadel wurde der dicke Blattstiel am Ende durchstochen und so Blatt an Blatt auf einen, in der Wirtschaft selbst gesponnenen Faden , auch Schnur g enannt, aufgereiht. Die Schnüre waren je nach dem Trockenrauin von verschiedener Länge. War man mit dem Aufziehen fertig, dann wurden die einzelnen Schnüre aufgehangen, wozu man die Böden in den Häusern, Ställen und Scheunen benutzte. Man sieht noch heute in alten Häusern die Sparren mit kleinen Holzpflöcken versehen, an denen früher die Tabaksschnüre befestigt wurden Die Trockenzeit dauerte je nach Beschaffenheit der Witterung bis in den Dezember hinein, wo dann die Schnüre abgenommen, der Tabak in größere Bunde gebunden und in den Handel gebracht wurde. Es erschienen nun Kaufleute aus Magdeburg und Burg, die den Tabak hier und aus den umliegenden Dörfern aufkauften, einige Bürger unserer Stadt führen mit ihrem Tabak direkt nach Berlin und verkauften ihn dort. Diese Heise dauerte in der Regel drei Tage. — Die Preise des Tabaks waren nicht nur abhängig von der Güte der Ware, sondern richteten sich auch nach dem Angebot und der Nachfrage. Der Preis des Zentners hielt sich zwischen 4 und 5 Taler. Geerntet wurden auf einem Morgen 7—S und bei vorzüglicher Ernte auch wohl 10 Zentner. Der Morgen war mit 4 Taler Steuer belegt. Bemerken will ich noch etwas über die Planteure . So nannte man Arbeiterfamilien, die bei den Ackerwirten von diesen zu bereitete Ackerstücken erhielten, auf welchen sie Tabak für sich bauten. Den Erlös teilten sie mit dem Wirte. Dies Verfahren nannte man: den Tabak um die Hälfte bauen.
Auszüge aus Schriften betreffend Berliner Verhältnisse in den Jahren 1804 — 1816 . (Aus den Sammelkästen des Märkischen Museums.) A. Beleuchtung der vertrauten Briefe über Frankreich des Herrn J. F. Reichardt-Berlin bei Joh. Wilh. Schmidt 1804*).
S. 182—185. „Diese Parade wird uns immer als das prachtvollste heroische Schauspiel unseres Welttheils geschildert. Wer indessen das mit dem Preußischen oder auch nur Oesterreicbischen Maasstab hat messen gelernt, erwarte hier nicht zu viel. Man sieht viele Truppen, schöne Truppen, Glanz und pracht, allerdings, aber das meiste bey dem Motiv des Löbens, thut, daß man sich sagt: man sey in Paris, und sehe was so viele daheim
*) Die Französische Garde auf dem Marsfelde zu Paris. E. Fr.