Kleine Mitteilungen. 195
nicht slthen u. s. w. Die Parade zu Potsdam ist eine ganz andere Sache, (wo beyliiuflg gesagt, das Lokale des Lustgartens weit schöner ist, als der Pariser Carousselplatz;) denn so was bis aufs geringste Detail in harmonische Ordnung zu bringen, versteht man nirgends so als bey uns. Die Preußische Fußgarde zählt schönere und bey weitem gleicher exercirte Leute, auch ist die Uebereinstimmung der glänzenden Uniformen weit richtiger berechnet. Die Preußische Garde zu Pferde läßt jede andere Cavallerie weit zurück. Jene Consular- (jetzige Kayser-) Garde, besteht aus Grenadieren zu Fuß, Grenadieren zu Pferd, Chasseurs, Husaren und Mamelucken. Die Grenadiere tragen die gewöhnliche Linieninfanterieuniform, blau mit weißen Klappen und rothen Aufschlägen, die nur durch Güte des Tuchs ausgezeichnet ist. Die zu Fuß einen breiten Schild vor der Bären- miitze, der bey den Reitern fehlt, die sonst gleich gekleidet sind, nur haben erstere zwey rothe Epauletten, und diese ein langes Achselband und ein Epaulett. Eine hohe rothe Feder verziert die Bärenmützen, der Officier ist nur durch goldene Epauletten ausgezeichnet. Es ist mithin keine glänzende Uniform. Man kann das als edle Simplicität rühmen, aber dann fällt die Montur der Generale, deren immer viele da sind, dagegen auf. Diese ist übermäßig mit Stickerei überladen, die jeder dazu nach seiner Phantasie verändern läßt. Am anstößigsten sind aber die bunten starkgalonirten Musikanten, und die abendtheuerlich befiederten und mit Tressen bedeckten Tambourmajors, die den Aufzügen wirklich etwas charlatanmäßiges geben. In der ganzen Französischen Armee ist freylich nichts so einförmig gekleidet, als diese Garde, aber der darauf geschärlte Blick sieht doch nur zu viel Mangelhaftes. Der ganz übereinstimmende Schnitt der Kleider fehlt, die Bandeliere hängen nicht egal, jedem Einzelnen wird zu viel erlaubt, seinen Anstand ii son aise zu geben. Dem Vorbeimarsch fehlt männlicher exacter Gleichtritt, die Gewehre werden nicht perpendikulär getragen. An jungen schönen Officiers, die sich kokettheroisch schmücken, (um es so zu nennen) fehlt’s; bei dieser Garde sind die meisten ältlich, und die wenigen jüngeren affectirt. Die Husaren und Chasseurs haben nur Camelhaarne Schnüre, das ist folglich nicht glänzend; die Mamelucken gewähren einen seltenen orientalischen Anblick, aber Uebereinstimmung ist da nicht. Das Ganze hat ein bunt- schäckig-theatralisches Ansehen, und die Grenadiere halten den Vergleich mit der Preußischen Leibgarde nicht aus, die Reiter noch weniger mit der Preußischen Garde du Corps oder den Gensdarmen (zwey solche Cavallerie- regimenter als diese giebts nirgends in Europa), die Husaren auch nicht mit der Ungarischen Nobelgarde in. Wien. Denn die Franzosen sitzen in der Regel nicht so gut zuPferde. Das erste hat die schönem Leute und Pferde; aber die Officiere der Gensdarmen waren ehedem in ihren glänzenden militärischen Equipirungen voraus. Seit der neuen Organisation der Garde du Corps hat man dort mit ihnen rivalisirt, die Garde du Corps-Offiziers, größtentheils aus der Armee ausgesucht, und meistens Antinousgestalten, haben sich herrlich beritten gemacht und exzelliren im eigenen Ajüstement. Doch waren die Gensd’armoffiziers, meistens reiche Leute aus den ersten Familien, von jeher im Besitz eines gewissen leichtstolzen überaus noblen Airs, und des Bewußtseins, die brillantesten Offiziers der Armee zu seyn, so
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