Heft 
(1905) 14
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Kleine Mitteilungen.

aus dem städtischen Polizeidiener, dem 4, auch mehr bewaffnete Bürger zur Unterstützung beigegeben waren. Sie verwalteten ihr Amt mit Gewissen­haftigkeit und Treue, und sind größere Unruhen und Auftritte niemals vor­gekommen. Später trat die Gendarmerie auf.

2. Lage der Stadt. Die Stadt Oderberg, früher zum Ober-Barnim gehörig, ist jetzt die südlichste Stadt des Kreises Angermünde. Sie ist auf drei Seiten von höheren Bergzügen eingeschlossen, während auf der vierten Seite die Oder die Grenze bildet. Verschiedene Wahrnehmungen, die man namentlich bei Neubauten von Häusern macht, zeigen bei Anlegung der Fundamente einen morastigen Untergrund und lassen den Schluß als berechtigt erscheinen, daß der Baugrund der heutigen Stadt einst unter Wasser gestanden; nur der Oberkietz dürfte hiervon eine Ausnahme machen und daher als erste Ansiedelung der Stadt zu betrachten sein. Der Name Kietz deutet auf wen­dischen Ursprung. Über die eigentümliche Lage der Stadt geben die Touristen aus der Residenz ihr Erstaunen in den Ausrufen kund:So nahe bei Berlin und man kennt dies Bergstädtchen nicht!

3. Die Straßen und Plätze der Stadt. Oderberg hatte 1848 un­

gefähr 2000 Einwohner, die in vier Straßen und einigen Nebengassen wohnten, heute hat es über 4000 Einwohner und eine bedeutende neue Straße am jen­seitigen Oderufer, so daß man wohl von einer Alt- und Neustadt reden kann. Die Straßen der Altstadt sind weder breit noch gerade, sondern schmal und bogenförmig, was wohl in der Bodenbeschaft'enheit seinen Grund haben mag. Empfindlich vermißt werden noch immer die ordentlichen Herstellungen der Bürgersteige, sowie das Fehlen der Straßenschilder. Wenn die Beseitigung des ersten Übelstandes mit größeren Kosten verbunden ist, so dürfte dies im letzteren Falle nicht zutreffen, denn der Kostenbetrag für die Straßenschilder kann kein allzu großer sein. Bis in die Neuzeit war noch ein einziges Schild vorhanden und zwar am Giebel des umgebauten Sauerschen Hauses in der Angermünderstraße, dasselbe trug die stolze Aufschrift: Rittergasse. Wie wünschenswert, ja notwendig die öffentliche Bezeichnung der Straßen ist, sieht man so recht zur Zeit der Militär-Einquartierung und bei großem Freihdenverkehr. Wie schwer wird es oft dem, von langem Marsch er­müdeten Soldaten, sein Quartier zu finden, und dem Fremden, einen Freund in der oder der Straße aufzusuchen. Mit den richtigen Bezeichnungen der Hausnummern soll auch noch vieles zu wünschen übrig bleiben und dürfte es doch wohl eigentümlich erscheinen, wenn zur nähern Bezeichnung einer einzigen Ziffernummer als Aushilfe fast das halbe Alphabet genommen werden muß. Baldige Abhilfe wäre auch hier erwünscht. (Schluß folgt.)

Ffir die Redaktion: Dr Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.