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23. (9. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Senftenberg N. L. Seit etwa G Jahren sind die wendischen Nationaltrachten, das äußere Zeichen des Weudentums, aus hiesiger Gegend ganz verschwunden. Nur noch die Sprache erinnert den Reisenden daran, daß die Bewohner unserer Ortschaften Nachkommen der Wenden sind. Um aber auch unter dem Volke selbst die Erinnerung au die alte Wendenzeit wachzuhalten, hat man hier und da Fastnachtsaufführungen in wendischen Nationaltrachten veranstaltet. Ein solches Fest fand am Sonntag den 2G. Februar 1905 in einem Gasthofe des benachbarten Sedlitz statt und erfreute sich eines zahlreichen Besuches aus der Umgebung. Etwa 500 Zuschauer waren erschienen. In einer Ansprache, die der Leiter des Unternehmens hielt, wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Liebe zur Heimat und der Sinn für das geschichtlich Gewordene durch die Vorführungen, die sich alljährlich wiederholen sollen, bezweckt werde. Man sah dort die alten Wenden zur Zeit der Völkerwanderung in ihren groben Linnenkitteln, wie sie der Jagd, dem Fischfang nachgehen, wie sie mit ihrem llolzpfluge mühsam den Acker bestellten, die Burschen und Mädchen in mittelalterlichen Trachten, in Trachten aus dem IG., 17. und 18. Jahrhundert, wendische Freiheitskämpfer aus dem Jahre 1813, Brautzüge, Brautdiener und Brautjungfrauen aus den Jahren 1750—1850, Spinnstuben, in denen mit Spindeln und Rädern gesponnen wurde, ferner Trachten aus der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1880, von 1880—1885 und bis zum Jahre 1899, endlich Bilder aus dem festlichen und religiösen Leben der alten Wenden.
XIII. Schutz eines Naturdenkmals in der Lüneburger Heide. Die Landschaft des Fürstentums Lüneburg bewilligte in ihrer letzten Sitzung im Dezember 1904 eine Summe von 200 Mark zum Ankäufe der fünf Morgen großen im Kreise Uelzen belegenen Moorfläche, die mit der Zwergbirke Betula nana bestanden ist. Zwei Tage vorher hatte der Kreis Uelzen zu demselben Zwecke die Summe von 300 Mark bewilligt, sodaß nun der Ankauf und Schutz dieses Naturdenkmals gesichert ist. Der Kreis Uelzen wird der Rechtsträger dieser Fläche sein, die östlich von Bodenteich im Bezirk der Gemeinde Schafwedel liegt. Dieser Fundort der Zwergbirke ist der einzige in Nordhannover, der nächste ist bei der Torfhauswiese im Harz. — Es wäre erwünscht, wenn in ähnlicherWeise die baumartigen Exemplare des Wacholders (Juniperus communis) bei Lutterloh geschützt würdeu. Einer dieser herrlichen Baum- sträucher, die Dr. Linde in seiner Monographie „Die Lüneburger Heide“ abgebildet hat, ist bereits in diesem Sommer abgehauen.
Das Land. Nr. 7, 1905.
XIV. Moorschonreviere im Grunewald. Ich begrüße diese und schlage vor, in ähnlicher Weise die Moore und Fenne des Grunewalds, namentlich diejenigen zwischen den größeren Seen z. B. Hundekehle und Grunewald See, ferner beim Rhiumeistersee mit ihrer merkwürdigen
