Heft 
(1905) 14
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23. (9. ordentliche) Versammlung des SO. Vereinsjahres.

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Pflanzenwelt (Ledum, Andromeda, Drosera etc.) und seltenen Tieren zu Naturschutz- und Schon-Reviei'en zu erklären, ähnlich wie man Laich­schonreviere und Fischerei-Schonreviere eingeführt hat.

In Verbindung mit der Erhaltung des Grunewalds als eines Volks­parks durch die Hochherzigkeit unsers Kaisers läßt sich dies leicht er­reichen. Kosten entstehen eigentlich nur durch die Umfriedigung. Ich behalte mir vor, auf dies ansprechende Thema noch öfter zurück­zukommen.

XV. Anleitung für die Pflege und Erhaltung der Denk­mäler in der Provinz Brandenburg. Ausgearbeitet im Aufträge der Provinzialkommission für die Denkmalspflege in der Provinz Branden­burg. Berlin 189(5.

Die Gegenwart tut ja gewiß sehr viel für die Denkmalpflege, aber sie tut es mitunter mit einem gewissen vordringlichen Lärm, als wenn der Betreffende sagen wollteseht mal her, ich bin der wahre Denkmals­retter!" und sie vergißt dabei oder übersieht absichtlich, das was andere vorher nach derselben Richtung hin bereits geleistet haben. Gerade darum halte ich es für angebracht und für pietätvoll, Ihnen das vorher genannte kleine Schriftchen unsers verewigten Mitgliedes Geheimen Bau­rats und Provinzial-Konservators Blutli von neuem vorzulegen. Es gibt noch immer die beste verwaltungsrechtliche Zusammenfassung über den wichtigen Gegenstand und wäre auf dem Titelblatt höchstens dahin zu verbessern, daß vorDenkmäler eingeschaltet wirdkulturgeschicht­licher, denn von den naturgeschichlichen Denkmälern, die glücklicher Weise nun auch mehr und mehr bei den Schutzbestrebungen in den Vordergrund geschoben werden, schweigt die Anleitung.

XVI. Stadtbaukunst, ein Gemeingut der Bürgerschaft. Der rühmlichst bekannte Geh. Oberbaurat Ilofmann in Darmstadt hielt unter diesem Titel am 28. v. M. daselbst einen Vortrag, der viel Be­achtenswertes auch für die Heimatkunst enthält. Nach einem Referat des Zentralblattes der Bauverw. vom 25. v. M. wünscht H., daß wir auf die Grundsätze des mittelalterlichen Städtebaues wieder zurück­kommen und vor allem den Anbau pflegen. Als Vorbilder mögen die wohlüberlegten, auch in ihrer Unregelmäßigkeit natürlich entwickelten Straßenanlagen alter Städte wirken mit meist praktischen Häuserblocks, bei denen rechtwinklige Ecken bevorzugt wurden. Der große bau­künstlerische Mißerfolg der Neuzeit sei in der Abweichung der heutigen mehr wissenschaftlichen, vielfach zu sehr nach Vorlagen arbeitenden Lehrmethode gegenüber der früheren, werkstattmäßigen, praktischen Ausbildung zu suchen. Die alten Dörfer und Ortschaften sind Werke geübter Handwerker, nicht von Architekten. Das ist der Unterschied von einst und heute. Eine Vorbedingung für eine allgemeine Besserung ist daher die Rückkehr zur Überlieferung. Danach müßte das gesamte