Heft 
(1905) 14
Seite
229
Einzelbild herunterladen

23. (9. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

229

tungen gelegentlich einer amtlichen Bekanntmachung der dortigen städti­schen Wasserwerksverwaltung (gez. Kanoldt) entsponnen hat. Die be­treffenden Nummern liegen Ihnen vor. Im Greifswalder Tageblatt vom 19 v. M. teilt die Stadtverwaltung mit, daß der bekannte Quellensucher Landrat a. D. von Bülow aus Bothkamp bei Kiel mit Hülfe der Wün­schelrute unterirdische Wasserströme entdeckt habe, welche zur Ver­mehrung der jetzigen, übrigens mir persönlich sehr genau bekannten und wenig zulänglichen Wasserentnahme bei Diedrichshagen beitragen sollen. Es heißt wörtlich:

Nachdem Herr von Bülow, unter der ausdrücklichen Erklärung, daß er nur fließendes, nicht stehendes Wasser nachzuweisen vermöge, noch ver­schiedene andere kleine Wasserläufe aufgefunden und nachdem seine Theorie, daß unentwickelt gebliebene oder verkommene Bäume gewöhnlich über zwei sich kreuzenden Wasseradern stehen und in solche Bäume der Blitz unfehlbar einsehlagen müsse, an einem solchen Baume nachgewiesen hatte, waren die sämtlichen skeptisch mehr oder weniger angehauchten Herren bekehrt und überzeugt, daß ein enger Kontakt zwischen dem tierischen Magnetismus und der durch den Wasscrlauf unterirdischer Wasserströme erzeugten Elektrizität bestehen muß, der sich in Zuckungen der in beiden Händen geführten Gabel äußert und daß es sich somit um einen ganz natürlichen Vorgang handelt, welchen jede sensitiv veranlagte Person an sich persönlich erfahren kann.

Es folgt nun ein Hinweis auf Männer der Wissenschaft, welche die Augen vor Tatsachen verschließen und zu den Versuchen, obwohl eingeladen, nicht erschienen seien.

Am 23. Februar widerlegt der auch in den Brandenburgia-Kreisen als hervorragender Geologe bekannte Professor Dr. Wilhelm Deecke in der Greifswalder Zeitung die veralteten Anschauungen über das Wasser- linden mit der Wünschelrute energisch, worauf in dem nämlichen Blatte Herr Kai von Bülow-Bothkamp repliziert. In derselben Nummer geht Herr Deecke nochmals auf die Sache sehr ausführlich zur Aufklärung ein und schließt mit den Worten:

Ich gestehe einzelnen Rutengängern unbedingt Kenntnisse und scharfen Blick zu, z. B. dem Abbe Paramelle, der nach Ausspruch eines Geologen in bewunderungswürdiger Weise unbewußt die geologischen Methoden handhabt. Aber eine Gefahr liegt in der Verbrämung mit Mystizismus, mit tierischem Magnetismus und einer Art Pseudowissenschaft. Dadurch werden falsche Vorstellungen hervorgerufen, die weiterfressend größere Verhältnisse an­nehmen und schließlich dazu führen, daß Nachahmer die richtigen Methoden als Nebensache, das Überflüssige als Hauptsache ansehen und schließlich durch Unwissenheit großen Schaden anrichten. Diese Unkenntnis äußert sich z. B. in den falschen Vorstellungen von der Verteilung und Bewegung des Wassers im Boden. Von 5 oder 23 m breiten Wasseradern zu sprechen, an­zunehmen, daß in unserem Boden das Grundwasser gleichsam in Kanälen oder bachähnlich fließe, daß im Untergründe Quellen vorhanden wären, an