Heft 
(1905) 14
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23. (9. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Schriften unsers geschätzten korrespondierenden Mitglieds Geheimrat Dr. Sello verweise. (Z. B. Vindiciae Rulandi Bremensis: Rolandreiten S. 10; Quintaine S. 15, S. 5054) und auf Einiges, was ich Ihnen bereits im Monatsblatt XIII, S. 463 flg. mitgeteilt. S. 15 der Vindiciae sagt Sello: Das Roland-Reiten war tatsächlich nur eine Art der uralten, schon von Yegetius als längst bekannt beschriebenen, im Mittelalter und wenigstens noch vor 30 bis 40 Jahren auf den Fechtböden üblichen Waffenübung an dem Pfahl (vgl. Tafel III, I), der von dem Platz, wo er im römischen Lager stand, den Namen Quintana führte. Zur Übung im mittelalterlichen Lanzenrennen hing man an die Quintaine einen Schild (Tafel V, 1), oder einen vollständigen Harnisch mit Schild. Daraus wurde eine in Holz , geschnitzte Kriegerfigur, die min­

destens im 15. Jahrhundert, wahr­scheinlich aber schon erheblich früher so eingerichtet war, daß sie, sich drehend, wenn der Stoß des Angreifers nicht richtig saß, ihn mit einer Scherzwaffe traf, falls sein Pferd ihn dann nicht rasch genug davontrug (Taf. V. 2). Roland hieß dieses in der ganzen ritterlichen Welt bekannte und beliebte Waffenspiel nur in dem TeilNorddeutschlands,in welchem die Rolandstatuen heimisch waren und in den nächsten Grenzorten. Sonst ist dafür der Name Quin- taiue üblich. Also der Pfahl, der Roland, heißt so und davon sind die Quintaine- oder Rolandspiele dem Namen nach abgeleitet, nicht umgekehrt.

Der Gardinger Roland.

Sello (S. 16) macht noch bez. des berühmten Magdeburger Roland- Pfingstspiels des 13. Jahrh. darauf aufmerksam, daß hier zu dem nord­deutschen Quintänen-Rolandreiten der genossenschaftliche Charakter und die romantische mittel alterliche Idee der Artusbrüderschaft, die Ver­herrlichung der eigentlichen Waffenbrüder- und Genossenschaft hinzutrat. Hundert Jahr später war diese Herrlichkeit im Volk schon so gut wie vergessen und kamen an ihre Stelle die spießbürgerlichen Schützenfeste auf. Überwiegen der bürgerlichen Schußwaffe gegenüber den blanken Waffen des Ritters.

Der Güte des Herrn Direktors Dr. Lehmann vom Stadt. Museum zu Altona verdanke ich die beifolgende Photographie des daselbst auf-