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23. (9. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
ja sehr schön, wenn wir Coepenick und Niemegk — so lautet jetzt die amtliche Schreibweise — als germanisch oder neu-deutsch reklamieren könnten. Der selige Berghaus hat ja nach der entgegengesetzten Seite hin geradezu Unglaubliches in seinem Landbuch der Mark Brandenburg geleistet, als wenn er ein Sendbote des Panslavismus war; wo das Wendische nicht langte, mußte das Russische, das Tschechische, das Polnische, ja das Serbo-Kroatische und Windisclie Gevatter stehen. Die Slavophilen werden unserem geehrten Mitgliede die Antwort nicht schuldig bleiben.
XLI. Herr Landbau-Inspektor Julius Kohte-Charlottenburg hat die Güte, uns die nachfolgende im Zentralblatt der Preußischen Bauverwaltung vom 25. d. M. S. 108 abgedruckte Mitteilung zur Verfügung zu stellen.
„Das Landhaus Wartenberg am Luisen-Platz in Charlottenburg, nach einem Entwürfe Schinkels im Jahre 1823 für den Bankherrn Behrend erbaut, wird gegenwärtig abgebrochen. In schlichten antiken Formen und breit gelagerten Verhältnissen angelegt, besaß das Haus nur ein Hauptgeschoß, darüber im mittleren Teile ein niedriges Obergeschoß, dessen flaches Satteldach vorn und hinten von einem Giebel abgeschlossen wurde. Den Entwurf nebst Scbaubild hat Schinkel selbst in der Sammlung seiner architektonischen Entwürfe (Blatt 36) veröffentlicht; die Vorlagen des Stiches scheinen verschollen, da das Architektur-Museum der Technischen Hochschule nur eine vorbereitende Bleistiftskizze besitzt. Gleichzeitig mit den Entwürfen zum Bau des Museums beschäftigt, hatte Schinkel an der Ausführung und dem inneren Ausbau des Hauses vermutlich keinen näheren Anteil genommen. Die vornehme Erscheinung des Hauses mit der gärtnerischen Umgebung, seine Lage auf dem stumpfen Winkel zwischen dem Luisen-Platz und der Berliner Straße gewährten ein i’eizvolles Straßenbild, das mit der Durchlegung und Bebauung ■der Kaiser Friedrich-Straße leider dahinschwindet“.
Wir können diesem Bedauern uns nur voll und gänzlich anschließen.
XLII. Herr Landbau-Inspektor Julius Kohte teilt gleichzeitig einen längeren illustrierten Aufsatz mit, betitelt: „Das letzte mittelalterliche Wohnhaus in Berlin“ (Die Denkmalpflege, Jahrgang VII, No. 4 vom 15. März 1905, S. 27 flg.), worin er eine durch architektonische Zeichnungen unterstützte Beschreibung des Hauses, Berlin C., Hoher Steinweg 15, giebt, des letzten noch erhaltenen bürgerlichen Wohnhauses aus dem Mittelalter. Das Äußere ist gänzlich entstellt. Die Verwendung des Rund- und Flachbogen-Baus deutet auf das 15. Jahrhundert; etwa aus der Mitte des 16. Jahrhunderts sind die übrigen Bauteile. Vgl. R. Borrmann, „Die Bau- und Kunst-Denkmäler von Berlin“ 1893, S. 401 u. 402 über die wenigen, zum Teil in das Märkische Museum übergeführten Reste mittelalterlicher Wohnhäuser. Das dort noch genannte Gewölbe im Hause Klosterstrasse 91 ist, wie Kohte angibt, inzwischen abgebrochen.