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23. (9. ordentliche; Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
der blühenden weitverzweigten Dynastie das Verhängnis. In einer Fehde mit den inantuarischen Gonzaga werden die Passerini überfallen, ihr Haupt Pietro kommt im Kampfe um, sein ältester Sohn Francesco, in Modena gefangen, stirbt dort in einem Turme den Hungertod. Die meisten männlichen Familienmitglieder fallen, nur wenige retten sich durch die Flucht; der grollte Teil des beträchtlichen Familienbesitzes geht verloren. Ein Zweig des Geschlechts siedelt nach der toskanischen Stadt Cortona über und gelangt im Dienste der florentinisehen Herrscher wieder zu Macht und Ansehen; ein anderer kommt über Verona, Trient, Böhmen nach der Niederlausitz, wo uns um die Mitte des 14. Jahrhunderts zuerst Hans v. Passerin als Burghauptmann der Festung Luckau begegnet; seinem Geschleckte wird die langjährige Kaisertreue durch die Verleihung zahlreicher wertvoller Lehen gelohnt und die kaiserliche Gerichtsbarkeit übertragen, die erst 1497 von den nunmehr wieder zu großem Wohlstände gelangten Passeriui an den Rat von Luckau verkauft wird; doch linden wir bis zum Aussterben des Geschlechtes 1758 stets zahlreiche, meist rechtskundige Glieder desselben im Rate der Stadt sowie in den Fakultäten von Leipzig, Jena und Halle vertreten. An ihre kolonisatorische Tätigkeit in der Niederlausitz erinnert noch der Name des von ihnen wieder aufgebauten Dorfes Paserin. Neuerdings aufgefundene Brakteaten mit ihrem Wappen, dem schreitenden goldenen Stiere auf blauem Felde mit den 3 Kugeln der Mediceer darüber, lassen uns die bedeutsame Stellung der Passeriner in der Zeit erkennen, als Luckau noch das Münzregal besaß. In weiblicher Linie blüht das Geschlecht der Passeriner noch heute in der patrizischen Familie der Baumgarten in Luckau weiter.
In unmittelbarer Nähe residierte über ein Jahrhundert auf Schloß Golssen a. d. Dahme das durch Heirat in Besitz des gräflich Redern- schen Gutes gekommene sardinische Grafengeschlecht Fontana di Cravan- zana, dessen Erben Golssen später an die dort noch heute angesessenen Grafen Solms-Baruth verkauften.
Ebenfalls in die Lausitz führt uns die Geschichte eines andern italienischen Geschlechtes. Da die Technik des Festungsbaues am Ende des Mittelalters in Italien zu hoher Vollendung gekommen war, so berief von dort auch der Markgraf Johann v. Küstrin seinen Architekten Antonio di Forno, als es im Jahre 1554 um die Befestigung des auf ungünstigem Gelände an einem Spreearme gelegenen damals überaus wichtigen Platzes Peitz sich handelte. Als der genannte Italiener nach achtjähriger Tätigkeit 1562 bei seinem Tode das Werk noch unvollendet zurückließ, trat an seine Stelle Graf Rochus von Lynar aus dem floren- tinischen Geschleckte Guerini, dessen einer Zweig nach seinem bei Ravenna gelegenen Schlosse Linari sich nannte. Graf Rochus, 1525 dort geboren, hatte bei seinem Eintritte in brandenburgische Dienste schon