Kleine Mitteilungen.
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legten fast die ganze Stadt in Asche. Der Wiederaufbau konnte bei der großen Armut der Bürger nur langsam vor sich gehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß einige in jener Zeit, Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Häuser bis in die Jetztzeit sich erhalten haben. Das nach dem letzten Brande neuerbaute Kathaus wurde am 24. August 1G99 durch den Bürgermeister Brünning eingeweiht. Die von ihm gehaltene Weiherede, der Gerechtigkeit gewidmet, ist im Druck erschienen, was bei damaligen Verhältnissen gewiß viel sagen will. Übrigens würde die Rede noch heute dem gewandtesten Juristen alle Ehre machen. Ob sie in den Magistratsakten vorhanden, weiß ich nicht, aber sie stand vor vielen Jahren abgedruckt in der Od. Ztg., wenn ich nicht irre, Jahrgang 1876. Das jetzige Rathaus gehört der Neuzeit an und wurde 1844 seiner Bestimmung übergeben. Es ist, wie das in seiner jetzigen Größe hergestellte Schulhaus, ohne allen äußern Schmuck. Auch die drei übrigen Gebäude, das Kranken-, Spritzen- und Armenhaus gehören der Stadt, sind noch nicht alt und daher im besten baulichen Zustande.
Was die Wohnhäuser der Bürger anbetrifft, so sind Prachtbauten nicht darunter, wenngleich einige durch äußern Schmuck sich etwas vorteilhafter hervortun. Die meisten Wohnhäuser sind Holzbauten, was wohl darin seinen Grund haben mochte, daß die Bürgerschaft außer freiem Brennholz auch freies Bau- und lleparaturholz aus der Königlichen Forst bekam. Wie viel IIolz bei den Bauten verwendet wurde, ersieht man an den in jener Zeit erbauten Häusern; das für ein Haus verbrauchte Holz würde heute wohl für zwei ausreichen. Vor fünfzig Jahren waren außer Pfarr- und Rathaus ungefähr ein Dutzend massive Häuser in der Stadt. Die später um- beziehungsweise neu gebauten Häuser, sowie die Häuser in dem neuen Stadtteile sind alle massiv gebaut. Viele, aus früherer Zeit erbauten Häuser stehen mit dem Giebel nach der Straße und die an den Bergseiten erbauten Häuser haben als Eingang eine Treppe, durch welche die Benutzung des Bürgersteiges ungemein gehindert wird. Auffallend ist, daß in den alten Häusern Wohn- und Schlafräume äußerst niedrig sind, sodaß man bequem mit der Hand die Decke erreichen kann. Bei Neubauten fällt dieser Mißstand selbstverständlich fort, denn die Räume haben meist eine Höhe von 8—9 Fuß. Vor fünfzig Jahren fand ich hier noch drei Häuser, deren Dachrinnen mit Drachenköpfen als Wasserspeier geziert waren. Das Haus in der Angermünderstraße hat diesen altertümlichen Schmuck längst verloren, während die beiden Häuser in der Berlinerstraße denselben noch besitzen. Dieser Häuserschmuck soll der Sage nach aus dem Amtshause von der Festung stammen, jedenfalls sind sie noch Wahrzeichen aus der alten Zeit. Auch findet man auf einigen Häusern noch Wetterfahnen und Kugeln statt der Fahne, nicht nur von ziemlicher Größe, sondern auch mit mehreren zolllangen Stacheln über und über besetzt. Ein Wahrzeichen, daß in diese Häuser früher der Blitz eingeschlagen haben soll. Das letzte dieser Zeichen sah man auf dem Sauer- schen Hause in der Angermünderstraße, das durch den Umbau entfernt ist. Im letzten halben Jahrhundert sind in der Altstadt und Umgegend ungefähr 83 Wohnhäuser erbaut worden, wozu 65 neue Bauplätze und 18 solche benutzt werden mußten, auf denen die Gebäude durch Altersschwäche entfernt oder durch Feuer zerstört worden waren. Selbstverständlich zählen hier die
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