Heft 
(1905) 14
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Häuser in der Neustadt und an der Chaussee bis zur Grenze, sowie die Ge­bäude auf den Loosen im Bruche nicht mit. Diese letzteren Bauten, sowie die Fabrikanlagen sind erst nach Vollendung der Verwallung entstanden. Oderbergs Einwohnerzahl hatte nun nach Herstellung aller dieser Wohn­häuser ein leidlich gutes Unterkommen und war in der höchsten Blüte auf ungefähr 4200 angewachsen. Arbeit und Verdienst war lohnend und brave Arbeiter haben es auch zu etwas gebracht, entweder einen Notgroschen zurückgelegt oder sich ein Besitztum geschaffen.

Zum Schlüsse möchte ich noch einige Erlebnisse aus dem Jahre 1848, soweit ich mich deren entsinne, mitteilen. Der Winter von 47 auf 48 war sehr streng und anhaltend. Die Gewässer waren mit mehr als fußdickem Eise belegt und Felder und Fluren lagen unter tiefem Schnee begraben. Arbeit überall knapp, desto größer aber die Not und mit dieser stieg auch die Unzufriedenheit.

Da kam in der letzten Märzwoche die Schreckensnachricht, daß in Berlin die Revolution ausgebrochen sei. Für Preußen ein unerhörtes, fast unglaub­liches Ereignis. Die Kunde von den Straßenkämpfen gegen das Militär, von dem Bau der Barrikaden, von der schimpflichen Behandlung des Königs, waren für den einfachen Provinzler ganz unfaßbare Dinge. Ungeahnt, wie der Dieb in der Nacht, waren die Ereignisse hereingebrochen, und auf die Frage, warum und wozu ist das alles, konntö niemand Antwort geben. Als nun gar das Militär aus Berlin zurückgezogen war, hieß es hier, das Volk hat es aus Berlin herausgeschlagcn und wird auch nach solcher Heldentat in die Provinz kommen und alles fortnehmen und vernichten. Da entfiel auch den Beherzten der Mut und die Parole lautete: Wir müssen alle zu­sammenstehen, uns wehren und das Gesindel vertreiben. Es wurde laut Verf. des Ober-Präsidenten v. Meding, vom 31. März, wonach die Kommunen mit der Bildung von Schutzvereinen und Bürgerbewaffnungen Vorgehen möchten, um mit aller Kraft und Energie die frevelhaften Angriffe auf fremdes Eigentum zurückzuweisen nunmehr zur Bildung der hiesigen Bürgerwehr geschritten. Die Stadt wurde in Bezirke geteilt, in jedem Bezirke die geeigneste Mann­schaft ausgesucht, die sich dann wieder ihren Oberführer (auch Rottenführer genannt) wählte. Das Wachtlokal, wo auch die Parole für den Sicherheits­dienst ausgegeben wurde, war auf dem Rathause. Hier befand sich auch der gewaltige Sturmsehlüssel und eine Laterne, falls in der Nacht der Turm aufgeschlossen und Sturm geläutet werden müsse. Auch die Waffen, meist Säbel, wurden hier empfangen und nach dem Dienst wieder abgeliefert. Nur Selbstbewaffnete machten eine Ausnahme, indem sie ihre Waffen zu Hause auf bewahrten. Am Tage merkte man nichts von dieser militärischen Vor­bereitung, aber am Abend hörte man die Säbel rasseln und sah die Wachen nach ihren Bestimmungsörtern ziehen. Zwei Stunden Wache, dann Ablösung hieß es, aber die letztere kam selten oder nie. So schleppte die Bürgerwehr ihr trauriges Dasein noch fast den halben Sommer durch und starb, so stark wie sie auch sein mochte, doch endlich an Entkräftung.

Hier war und blieb alles still und ruhig, die wenigen Radaubrüder waren ungefährlich, wenngleich sie unter sieh schon Amt Neuendorf und den nahen Wald verteilt hatten. Zur Verstärkung des Forstpersonals waren einige