Kleine Mitteilungen.
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broehen, ein Weg auf das einige hundert Meter entfernte Dorf Jabel zu. Dies ist seiner Anlage nach ein wendisches Dorf, und so liegt die Vermutung nahe, daß der Wall von den Wenden angelegt ist, um sich in ihn in Zeiten der Gefahr zu flüchten. Der Glinzefluß und Wiesen, die in früherer Zeit Sümpfe waren, boten Sicherheit gegen anrückende Feinde. Da nur zeitweiig in dem Wallring Menschen Aufenthalt nahmen, so ist es erklärlich, warum Reste von Geräten nicht haben gefunden werden können. Der Wall ist im allgemeinen noch 2 m hoch, doch an einigen Stellen schon ganz abgetragen, indem die Besitzer der Wiesen die Wallerde benutzten, um die Wiesen, namentlich an den Zufahrtsstellen, anzuhöhen. Auch sind durch Durchschneidung des Walles drei Einfahrten in das Innere des Wallringes geschaffen worden. Ein Abzugsgraben ist quer durch die ganze Anlage hindurchgeführt worden. Leider gibt es kein Gesetz, um die Erhaltung solcher in Privatbesitz befindlicher Zeugen aus alter Zeit zu ermöglichen. Gütliches Einreden auf die Besitzer oder Pächter kann nicht für die Dauer Gewähr bieten.
3. Mitte März 1903 fand Herr Thederahn, der Besitzer der Roten Mühle und einer daselbst befindlichen Gartenwirtschaft (3 Kilometer nördlich von Wittstock, an der Dosse belegen), als er sein Feld umpflügen ließ, unter einem etwa 2 Zentner schweren Stein einen Dolch aus Feuerstein. Sobald ich davon Kenntnis erhielt, begab ich mich nach der Roten Mühle und verabredete die Zeit für eine weitere Durchforschung der Fundstelle. Ein solcher Auftrag wurde mir als dem Vertrauensmann der Denkmalspflege später auch von dem Herrn Regierungspräsidenten durch das Landratsamt übermittelt. Leider machte sich Herr Thederahn wider die Verabredung mit einigen seiner Gäste selbständig daran, nach weiteren Funden zu suchen, sodaß die Fundstelle umgewühlt und eine genaue Feststellung der Tatsachen unmöglich gemacht wurde. Als ich später Nachlese hielt, ließ sich mit einiger Gewißhheit folgendes feststellen: Der Stein lag 1 Fuß unter der Oberfläche des Ackers und war selbst etwa 1 Fuß dick. Unter dem Stein lag der Dolch. Vor dem Stein, also auf dem Grunde der 2 Fuß tiefen ursprünglichen Grube befand sich eine Schicht Holzkohlenreste, die etwa 5 cm dick war. Darunter zeigte sich der sogenannte gewachsene Boden. Zwischen dem aufgewühlten Sande entdeckte ich ein kleines Stückchen torfartiges Gebilde. Die Grube mag nicht viel über einen Meter im Durchmesser betragen haben. Die Umstände lassen darauf schließen, daß der einstige Besitzer des Dolches sich eine Grube hergestellt hat, um, gegen den Wind geschützt, sich ein Feuer anfachen zu können. Der Stein mag sein Sitz gewesen sein. Als der Mann sich von der Feuerstelle entfernte, verbarg er seinen Dolch unter dem Stein; doch wurde er verhindert ihn wieder abzuholen. — Der Dolch ist sehr regelmäßig durch Schlag aus Feuerstein gearbeitet, 23 cm lang und 4 cm breit, lanzettlieh geformt, mit einem für die Hand paßrechten Griff; er gehört der neolithischen Zeit an. Herr Thederahn hat ihn dein Gymnasialmuseum in Wittstock überwiesen.
C. Polt hi er, Wittstock, Ost-Priegnitz.