Heft 
(1905) 14
Seite
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Bücherschau.

Das Heimatfest in Crossen. Die liebliche Oderstadt feierte in den Tagen vom 8. bis 10. Juli dieses Jahres das Fest ihres neunhundertjährigen Bestehens. Kein geringerer als der berühmte Bischof und Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg schrieb zum ersten Mal den Namen der Stadt nieder und zwar als er berichtete, wie Kaiser Heinrich II. 1005 den Herzog Boleslaw von Polen von dieser wichtigen Übergangsstelle verdrängte. Die Stadt hat diesen Erinnerungstag in würdiger Weise begangen. Der Mittel­punkt dieses Festes war die Enthüllung einer Büste Friedrichs des Großen an einem Hause des Marktplatzes. Zu diesem Zwecke hatte man einen historischen Festzug veranstaltet aus zwanzig Gruppen, die eine Übersicht boten über die geschichtliche Entwicklung unserer Heimatstadt. An diesem Zuge hatten sich auch die Vertreter der Crossener Industrie, die Butlingsche Köhrenfabrik und die Metallwarenfabrik von A. Körner, mit zwei prächtig ausgestatteten Wagen beteiligt. Außerdem war eine große Menge alter und junger Kinder der Stadt aus der Fremde nach Hause geeilt, um das schöne Fest mitzufeiern, das von Anfang bis zu Ende einen würdigen Verlauf nahm.

Bücherschau.

Reitweinsche Merkwürdigkeiten. Geschichte des Dorfes Reitwein von Paul Schröder, Pfarrer in Reitwein. Mit einer Karte der Reitweiner Berge. 1904. Selbstverlag des Verfassers. In Kommission bei G. Nauck (F. Ruhe), Berlin SW. 12. III. 170.

Das Dorf Reitwein liegt am Rande des Oderbruches und zwar auf der merkwürdigen Spitze, in welche das Lebuser Plateau gegenüber von Ktistrin ausläuft. Den Grundstock zu dem Buch haben die Aufzeichnungen geliefert, welche zwei Vorgänger des amtierenden Geistlichen hinterlassen haben.

In dem ersten Teil des Buches behandelt der Verf. die Geschichte des Dorfes im Anschluß an die großen Ereignisse in unserem Vaterlande und in dem zweiten die Geschichte des Ortes selbst. Die Schlacht von Kunersdorf ist das wichtigste geschichtliche Ereignis dieser Landschaft, und die Chronik weiß genug von der Not jener Zeit zu berichten. Nach der Schlacht hat der Große König eine Nacht im Schlosse zu Reitwein zugebracht. Das Gut ge­hörte zuerst einer Familie von Platow, darauf der Stadt Frankfurt, weiterhin der Familie von Burgsdorff und jetzt der gräflichen Familie Finck von Finckenstein.

Derartige Dorfchroniken werden jetzt vielfach von Ortsgeistlichen zu­sammengestellt. Sie bilden ein Band zwischen der Heimat und ihren fernen Kindern.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.