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Der Vehlefanzer Feldzug am 18. Januar 1871.
Ein plattdeutsches Volkslied aus der Neuzeit, mitgeteilt von Schulrat Dr. L. II. Fischer.
Von Herrn Geheimen Regierungsrat Friedei wurde ich vor einigen Jahren darauf aufmerksam gemacht, daß in den Dörfern der Umgegend von Vehlefanz bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten von einem Musiker ein satirisches Gedicht vorgetragen werde „Der Vehlefanzer Feldzug am 18. Januar 1871“, das ein wirkliches Ereignis schildere, von dem aber eine vollständige schriftliche Aufzeichnung nicht vorhanden sei. Nachforschungen, die ich in Vehlefanz anstellte, bestätigten die Richtigkeit dieser Angaben, und es gelang mir durch freundliche Vermittlung einer Persönlichkeit, die nicht genannt sein möchte, den Rhapsoden zu einer Niederschrift des Liedes zu veranlassen und diese Niederschrift zu erwerben. Einige Zeit darauf wurde mir durch Vermittelung des Märkischen Provinzial-Museums eine zweite Niederschrift des ersten Teiles des Liedes zur Verfügung gestellt, die durch Herrn Stadtverordneten Neupert in Spandau veranlaßt war. Eine Vergleichung beider Aufzeichnungen ließ allerlei Abweichungen erkennen, die für mündlich überlieferte Dichtungen charakteristisch sind: Verschiedenheiten in der Ausdrucksweise und in der Wortstellung, Mißverständnisse, die zu Textverderbungen geführt haben, Umstellung von Strophen u. a. m. In der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung vom 8. MärzJL903 habe ich in dem Aufsatz „Märkische Volkspoesie“ den Inhalt des Liedes vom Vehlefanzer Feldzug mitgeteilt, jetzt, nachdem, wie mir versichert wird, die Hauptakteure in diesem ruhmwürdigen Unternehmen das Zeitliche gesegnet haben, scheint es angemessen, auch den Wortlaut des Liedes zu veröffentlichen, weil es dem Erforscher heimatlicher Volkskunde wichtig genug erscheinen dürfte, vor der Vergessenheit bewahrt zu werden. Den Verfasser des Gedichtes habe ich trotz sorgfältiger Bemühungen nicht ermitteln können. Der folgende Abdruck schließt sich an die Niederschrift des genannten Musikers an, allerdings mit der Einschränkung,
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