Heft 
(1905) 14
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26(5 3. (1. ordentliche) und Haupt-Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Nach Tisch wurde die Wanderung nach Nieder-Finow fortgesetzt; wobei Herr Geheimrat Wahnschaffe an passenden Örtlichkeiten die Auf­merksamkeit auf die Formen der Landschaft richtete.

In Nieder-Finow wurde in dem Gasthofe zur schönen Aussicht der Kaffee eingenommen. Bei dieser Gelegenheit sprach der Vorsitzende des Vereins Herrn Geheimrat Wahnschaffe den Dank für die liebenswürdige Führung aus und Herr I)r. Al brecht gedachte des freundlichen Zusammen­wirkens des Vereins mit der Brandenburgs, während Herr von Studuitz den Damentoast ausbrachte. Von Nieder-Finow, aus wurde um 5,45 Uhr die Rückfahrt nach Berlin angetreten, wo die Teilnehmer um 6,58 Uhr eintrafen.

3. (1. ordentliche) und Haupt-Versammlung des XIV. Vereinsjahres

Mittwoch, den 26. April 1905, abends l l / 2 Uhr im Bürgersaal

des Rathauses.

I. Vortrag des Herrn Professor Dr. Tschirch aus Brandenburg a. H. Politische Stimmungen in Preußen und besonders in Berlin am Vorabend des Zusammenbruchs von Jena.

Auf Grund umfassender Quellenforschungen gab er eine eingehende Darstellung der Strömungen, die in der öffentlichen Meinung der Haupt­stadt zu jener Zeit zu unterscheiden sind. Der Vortragende schilderte zunächst die europäische Lage vor dem Ausbruche des dritten Koalitions­krieges, die Bemühungen Napoleons und der verbündeten Mächte, Preußen für sich zu gewinnen, die durch Rußlands Drohungen veranlaßte Mobil­machung der preußischen Armee und den plötzlichen Umschlag der Politik Preußens, der durch die Neutralitätsverletzung v. Ansbach erfolgte, den Besuch des Zaren Alexanders in Berlin und den zwischen Preußen und Rußland geschlossenen Vertrag. Das preußische Volk war vor dem großen Kriege in seiner Mehrheit franzosenfreundlich gesinnt mit Ausnahme einer kleinen Zahl liberaler Männer, die Bonapartes Despotismus abstieß, und einiger von Preußenstolz erfüllter Offiziere und Staatsmänner. Der neue Leviathan v. Friedrich Buchholz, der Napoleon vergötterte, war das Orakel dieser Mehrheit. Der Gewaltstreich von Ansbach setzte dann das preußische Heer in große Aufregung, die vorübergehend auch die hauptstädtische Bevölkerung ergriff. Indeß flaute diese von einzelnen feurigen Patrioten, wie Garlieb Merkel, dem Herausgeber des Freimütigen, eifrig geschürte Bewegung unter dem Eindrücke der französischen Kriegs­erfolge bald ab, und die vorübergehend erscheinenden Kriegszeitungen,