4. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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Die jungen Handwerker und Kunsthandwerker, welche am Tage praktisch tätig sind, nehmen Jahre hindurch abends und Sonntags am Unterricht teil, um das gesteckte Ziel zu erreichen, welches sie befähigt, zunächst als ausübender tüchtiger und bevorzugter Handwerker und in aufsteigender Staffel als Vorarbeiter, Monteur, Betriebsleiter, Werkführer oder auch als selbständiger Meister mit Erfolg tätig zu sein. Mit Vorliebe werden auch tüchtige, so ausgebildete Schüler in Konstruktionsbureaus und in kunstgewerblichen und Architekturbureaus infolge erlangter Tüchtigkeit als technische oder kunstgewerbliche Zeichner pp. mit Erfolg beschäftigt.
Allen diesen Aufgaben dient der von der Stadt Berlin in der Andreasstraße 1.2 errichtete stattliche Neubau mit seinem weithin sichtbaren monumentalen Turm und der in vornehmer Ruhe wirkenden Fassade mit reichem Mittelrisalit und Giebeln, sowie mit seiner allen Anforderungen der heutigen Technik und Hygiene entsprechenden inneren Einrichtung der Klassen, Zeichen- und Malersäle, der Auditorien, Laboratorien, Ateliers und Übungswerkstätten.
Dasselbe hat das schlichte kleine Gemeindeschulhaus am Stralauer- Platz 24, welches zuvor verschiedenen Schulen Unterkunft gewährte und in dem vor ca. 12'/ 3 Jahren am 16. Oktober 1892 die II. Handwerkerschule mit nur wenigen Kursen eröffnet wurde und die vielen Filialabteilungen in benachbarten Schulen verdrängt.
Dieser Monumentalbau gewährt nunmehr der gewaltig angewachsenen lernbegierigen Schülerzahl, die im letzten Winterhalbjahre 2928 betrug und jetzt im Sommer-Semester schon auf über 2000 gestiegen ist, Unterkunft, um in demselben die dem Handwerker und Kunsthandwerker unter heutigen Verhältnissen so unentbehrlich gewordene fachlich-theoretische, kunstgewerblich-praktische, wissenschaftliche und gewerblichkaufmännische Ausbildung zu vermitteln.
Auf dem nun folgenden Rundgange durch das Schulhaus mit seinen den mannigfachsten Bedürfnissen augepaßten Unterrichtsräumen, Ateliers, Werkstätten, Laboratorien und Auditorien, die selbst den verwöhntesten Ansprüchen gerecht zu werden suchen, konnte mit Rücksicht auf die nur geringe verfügbare Zeit, nur diesen, im Zusammenhang mit dem darin zu erteilenden Unterricht, Rechnung getragen werden.
Durch das reiche mit figuralem Schmuck ausgestattete Portal in der Andreasstraße betraten die zahlreich erschienenen Mitglieder der Brandenburgs das neue Heim der II. Handwerkerschule und begaben sich durch weite helle Korridore und auf breit angelegten Treppen nach dem I. Stockwerk zur Aula, die als Versammlungs- und Begrüßungs- ranm bestimmt war.
Diese liegt in der Mitte des Schulhauses und ist äußerlich durch das Mittelrisalit erkenntlich. Besondere Sorgfalt ist seitens des Bau-
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