6. (4. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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gangenheit beziehen, deren Originale im Privatbesitz oder im Hohenzollern- Museum auf bewahrt werden: z. B. die Photographie des Schwertes, mit dem Katte hingerichtet worden ist. An der Außenwand steht ein einfacher plumper Holztisch, der von dem Dammeister in Ötscher geschenkt worden ist. Er hat sich in der Familie erhalten, und ist derselbe Tisch, an welchem Friedrich der Große nach der Schlacht bei Kunersdorf die Nacht zugebracht hat. Auf ihm liegen Kugeln und Teile von Waffen und Ausrüstungsstücken, die von den Bauern auf dem Schlachtfelde von Zorndorf gefunden und hierher gestiftet worden sind. Auf einem Tisch unter Glas befinden sich zwei Schriftstücke mit dem F des Königs und an den Wänden hängen zahlreiche Bilder in Schwarz und in Farben, welche Scenen aus dem Leben des großen Königs darstellen, unter anderen auch das Flötenkonzert, ein Geschenk des Kultusministeriums. Die Waffen, welche die Wände schmücken, stammen aus dem Zeughause. In dem Turmzimmer steht das Geschenk des Kaisers, eine Herme, die den jugendlichen Gefangenen vorstellt, in der Uniform, die er als Gefangener tragen mußte, und ihm gegenüber eine Viktoria, eine Überweisung des Zeughauses.
In der dicken Wand zwischen den beiden Zimmern endlich hängt eine Kopie des jüngsten Gemäldes von Röchling: Friedrich der Große mit der Fahne in der Schlacht bei Zorndorf. Das Original dieser schwarzweißen Wiedergabe befindet sich auf der diesjährigen Kunstausstellung.
In dem Eckzimmer ergriff nun Herr Major Noel das Wort und gab die wichtigsten Daten aus der Zeit der Gefangenschaft des Kronprinzen. Der strenge Ai’rest währte vom 4. September bis zum 19. November 1730. Vor der Tür stand ein Doppelposten und ein zweiter Posten auf der Treppe, außerdem mußten die Kapitäne Graurock und von Rothenburg Tag und Nacht Wache halten. Die Tür zu dem Turmzimmer durfte nur dreimal am Tage geöffnet werden, und für die tägliche Beköstigung waren dem Gefangenen 10 Groschen ausgesetzt. Zum Lesen waren ihm nur die Bibel, das Gesangbuch und Joh. Arndts Wahres Christentum gegeben. Am 6. November fand die Hinrichtung des Leutnants Katte statt. Der König hatte ausdrücklich befohlen, daß ein Platz gewählt werden solle, „so daß der Kronprinz aus dem Fenster selbigen gut übersehen kann.“ Katte wurde unter dem Eckfenster vorübergeführt, und der Kronprinz rief ihm zu: „Ich bitte Sie um Verzeihung, mein
lieber Katte“. Vor dem Fenster stand zu jener Zeit noch ein Turm der Befestigung, der Weißkopf, der jetzt niedergerissen ist; er enthielt in seinem Kellergeschoß ein Gefängnis und stand durch einen verdeckten Gang mit dem Schloß in Verbindung.
Die beiden Zimmer haben verschiedene Schicksale gehabt; sie waren nacheinander Mannschaftsstube, Lazarett und Kasinoraum; bis zum Jahre 1897 diente nur das Turmzimmer zum Museum, seit der