Heft 
(1905) 14
Seite
296
Einzelbild herunterladen

296

5. (4. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Zeit ist auf Befehl Seiner Majestät das historische Eckzimmer dazu­gekommen.

Herr Major Noel berichtete daneben nocli von einigen anderen Sehenswürdigkeiten Küstrins, unter anderen von dem Sarge des Gouver­neurs Hildebrand von Kracht (1612), den man bei fortifikatorischen Arbeiten aufgefunden und dann wieder eingemauert hat.

Angesichts dieser ehrwürdigen Schätze sprach der I. Vorsitzenden Herr Geheimrat Friedei dem Herrn Major den Dank aus für die er­läuternde Schrift und für die Führung im Museum und hob seine Ver­dienste hervor um das Zustandekommen des Museums, das jeden Vatex-- landsfreund mit Befriedigung erfüllen muß.

Nach der Besichtigung des Schlosses begaben wir uns zur Marien­kirche. Ihr Inneres ist dadurch ausgezeichnet, daß der Altar und die Kanzel auf einem hohen Treppensatz stehen, wodurch das Schiff ein sehr eigenartiges Aussehen erhält. Unter diesem Aufbau befindet sich nämlich die Gruft. Sie besteht aus einem schmalen Zugang und dem eigentlichen Gewölbe; letzteres ist nur gerade so groß, daß die beiden Särge und ein halbes Dutzend Menschen darin Platz haben. In den Särgen ruhen die Gebeine des Markgrafen Johann und seiner Gemahlin. Eine Tafel an der Wand gibt Auskunft hierübei-. In dem Vorraum stehen zu beiden Seiten des Ganges noch je ein Sarg.

Nach dem Besuch der Marienkirche wanderte» wir durch einige Straßen zu dem östlichen Rande der Festung und bestiegen hier den höchsten Punkt der Wälle, den Hohen Kavalier. Er trägt eine aus­gedehnte Plattform mit einer Orientierungstafel, so daß man die hervor­ragendsten Punkte der Umgebung leicht auffinden kann. Außerdem gab auch Herr Schimming hier wieder in liebenswürdigster Weise die weit­gehendste Auskunft. Nach Süden blickt man in das Odertal hinein und erkennt leicht an dem schi-offen Abhang die Spitze von Reitwein; das gegenüberliegende Ufer, der Westrand des Sternberger Horstes, hat eine bedeutend flachere Böschung. Nach Westen blickt man hinab auf die Straßen und Häuser der Stadt, und die Aussicht auf das dahinterliegende Oderbruch wird durch die Gebäude etwas eingescln-äukt. Ähnlich be­engt ist die Feimsicht nach Norden hin; hier sind die hohen Gebäude und die Fabrikschornsteine von Küstrin-Neustadt, welche die Aussicht versperren; doch tritt dahinter der südliche Zipfel der Neumärkischen Hochfläche so nahe an die Stadt heran, daß der bewaldete Rand sich über die Gebäude heraushebt. Nach Osten endlich dehnt sich das Wartebruch aus, da auch hier der begleitende Höhenrand des Stern­berger Horstes weit zurücktritt, so macht seine Böschung einen sein- unscheinbaren Eindruck. Merkwürdiger aber ist noch der Blick auf die allernächste Umgebung; er läßt die Bedeutung des Platzes als Sumpf- und Wasserburg schätzen; überall in dem gi-ünen Wiesenteppich blitzen