Heft 
(1905) 14
Seite
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6. (4. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Hand liegt die Bibliothek und linker Hand das Empfangzimmer. Dieses ist mit sehr schönen Porzellangefäßen ausgestattet; alle mit blauer und weißer Bemalung. Im Oberstock befinden sich die Wohnzimmer. Das erste Zimmer linker Hand, der Salon, ist mit zahlreichen Bildern ausge­stattet. Hier hängen z. B. ein Porträt des berühmten Generals Hans Adam von Schöning und seiner Gemahlin, sodann das Porträt des bei Prag gefallenen Grafen von Schwerin und endlich zwei Bilder der Frau Eleonore Luise von Wreech An dieses Zimmer schließen sich dann das Speisezimmer und die übrigen Gebrauchsräume. In allen Räumen herrscht eine schlichte, gediegene Ausstattung, die von der Pietät zeugt, mit der in unseren märkischen Adelsfamilien das Hausgerät konserviert wird.

Tamsel befand sich seit 1640 im Besitz der Familie von Schöning; im Jahre 1664 trat Hans Adam von Schöning den Besitz an, er war es, der die brandenburgischen Truppen nach Ungarn führte und mit ihnen 1686 Ofen stürmte; auf ihn folgte sein Sohn und nach seinem Tode 1713 dessen Tochter Eleonore Luise, welche den Obersten von Wreech heiratete, als sie 14 Jahre alt war. Aus dieser Ehe stammten zwei Söhne und eine Tochter, nach dem Tode der Söhne erbte die Tochter die Güter; sie war in erster Ehe vermählt mit einem Grafen Dönhoff. Der männliche Zweig der Dönhoffs starb aber schon in der zweiten Generation aus, und so gingen die Güter an die einzige Tochter Rosalie Ulrike über, welche sich im Jahre 1816 mit dem Reichsgrafen Scliwerin-Wolfshagen vermählte.

Hinter dem Schloß steht die Kirche; sie besitzt neben dem Schiff einen kleinen seitlichen Anbau, in welchem einige Kunstwerke und Alter­tümer aufgestellt sind. An der einen Wand stehen die Standbilder des Vaters und der Mutter der Frau von Wreech, an der anderen die Büsten der Großeltern und an der dritten endlich sind Fahnen und Wappen aufgehängt.

Darauf wanderte die Gesellschaft durch den Park zurück zum Gasthof. Der Weg führte vorüber an der Rauchschen Viktoria. Den hohen Stein mit dem vergoldetem Standbild hat Graf Hermann von Schwerin errichtet und zwar ist er am hundertjährigen Jahrestage der Thronbesteigung des Großen Königs, nämlich am 31. Mai 1840, eingeweiht worden. An den vier Seiten des Sockels sind Bildwerke und Inschriften angebracht, welche sich auf die Taten des Königs beziehen.

Nachdem im Gasthof der Kaffee eingenommen worden war, begab sich die Gesellschaft zum Bahnhof zurück; hier verabschiedeten wir uns von unseren liebenswürdigen Küstriner Führern und fuhren um 7,30 Uhr nach Berlin.