Heft 
(1905) 14
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6. (2. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres. 307

großen vaterländischen Erinnerungen geweiht sei. Der beabsichtigte Bau würde allgemein Anstoß und Ärgernis erregen.

(Deutsche Städte-Ztg. vom ?>. Mai 1905.)

B. Persönliches.

VII. Exzellenz Freiherr von Tratt zu Solz ist an Stelle unseres Ehrenmitgliedes jetzigen Ministers des Innern von Bethmann- Hollweg zum Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg und von Berlin ernannt worden. Wir erlauben uns, das neue Provinzial- Oberhaupt ehrerbietig zu begrüßen und erhoffen von ihm, wie von seinem Herren Amtsvorgängern, eine woldwollende Förderung der Brandenburgia und der von ihr vertretenen vaterländischen Interessen.

VIII. Friedrich von Schillert, 9. Mai 1905. Wir stehen alle noch unter den erhebenden Eindrücken der Schiller-Feier, welche uns, mehr wie mancher voraussetzte, bewiesen hat, wie tief der große Sänger von Marbach im Herzen des deutschen Volkes fortlebt, in weit breiteren Schichten, als sein universellerer Genosse Goethe. Mit der Provinz Brandenburg hat Schiller wenig zu tun gehabt. Über Leipzig-Witten­berg traf er am 90. April in Potsdam, in Berlin Dienstag, den 1. Mai mittags ein und stieg Unter den Linden 23 ab im Obermannschen Gast­hof zur goldenen Sonne, später Jagorsche Säle, abgebrochen gelegentlich der Anlegung der Passage Kaiser-Galerie. Am 17. Mai reiste Schiller nach Potsdam ab, von dort am 18. dess. über Wittenberg, Leipzig, Naumburg zurück nach Weimar, wo er am 21. ankam, ohne jemals wieder Berlin oder die Mark zu berühren.

Von der eigentlichen Mark hat also Schiller wenig zu sehen be­kommen und uns als Märkern haftet nur noch das etwas zweifelhafte Distichon aus denFlüssen in der Erinnerung:

S p r e e.

Sprache gab mir einst Ramler und Stoff mein Caesar, da nahm ich

Meinen Mund etwas voll, aber ich schweige seitdem.

Auf denselben Ramler ist das Xenion 74Zeichen des Krebses zu beziehen:

Geht mir dem Krebs in Berlin aus dem Wege, manch lyrisches Blümchen,

Schwellend in üppigem Wuchs, kneipte die Schere zu Tod.

Karl Wilhelm Ramler, Professor beim Kadettenkorps in Berlin, geh. 1725, f 1798, versündigte sich bekanntlich an den Werken älterer und gleichzeitiger Lyriker durch sogenannte Verbesserungen, die nicht selten viel Gutes wegschnitten *). Daniel Chodowiecki zeichnete ihn als

*) Vielioff, Schillers Gedichte II, 395.

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