Heft 
(1905) 14
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6. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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das man früher allgemein Schreibsekretär nannte, dem Märkischen Museum zu verehren. Mit Rührung wurde auch die Locke vom Haupt­haar Schillers betrachtet, welche das Märkische Museum ebenfalls unter Glas und Rahmen, von weiblicher Hand mit Blumen reich dekoriert, ausgestellt hatte.

Lassen Sie uns unsere kurze Betrachtung mit Goethes Worten schließen*):

Zum Höchsten hat er sieh emporgeschwungen,

Mit allem, was wir schätzen, eng verwandt.

So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben Nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben.

IX. Heinrich Eduard Kochhann. Blätter der Erinnerung herausgegeben von einem der Söhne, Herrn Kaufmann Albert Kochhann zum 11. Mai 1905; zur 100. Wiederkehr des Geburtstages des langjährigen ehemaligen Berliner Stadtverordneten-Vorstehers II. Kochhann sind die Lebenserinnerungen gewidmet, welche sich im Nachlasse dieses wackern Bürgers vorgefunden haben.

Zwei Tage nach dem Tode Schillers 1805 in verhängnisschwerer Zeit zu Berlin als Sohn eines Bäckermeisters Dresdener Straße (damals No. 34) geboren, hat mein verehrter Freund, Heinrich Kochhann Erinne­rungen niedergeschrieben, von denen der Sohn nunmehr diesen Auszug unter dem TitelAus der Jugendzeit hergestellt hat (72 S. 8), ledig­lich zur Verteilung an Bekannte bestimmt. Vieles von allgemeinerm Interesse steht darin. So S. 17:Die Dresdener Straße im Zuge der Neuen Roßstral.ie war wenig über unser Ilaus hinaus zusammenhängend bebaut. Es wechselten Wohnhäuser mit Mauern und Zäunen, welche die von Gärtnern und Ackerbürgern bewohnten Gegenden begrenzten. Am Knie der Straße, wo ehemals ein Försterhaus stand, befand sich eine Scheune, welche den Anfang des Köpenicker Feldes bezeichnete. Das Geburtshaus galt als mehrere Jahrhunderte alt, die Steine sollten von altem Klosterformat sein, die Bedachung bestand aus wellenförmigen Dachpfannen, das einzige derartige Wohnhaus Berlins.

S. (>. Die wissenschaftlichen Forschungen des Wirkl. Geh. Ober­baurats Adler, eines Neffen Kochhanns, gehen dahin, daß das Haus erst im 17. Jahrhundert erbaut worden, wie Fidicin schon 1843 annahm, vermutlich war es vom berühmten Andreas von Schlüter und seiner Familie 1712 und 1713 bewohnt. (D. Bär, Jahrg. 14 No. 28.) Im Volks­munde hieß das Gebäude das Spukhaus. Mönche sollten im Haus und Garten nachts umgehen und aus den Fenstern schauen. Noch zu

*) Epilog zu Schillers Glocke, wiederholt und erneut bei der Vorstellung am 10. Mai 1815.