Heft 
(1905) 14
Seite
310
Einzelbild herunterladen

310

6. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Kochhann Vaters Zeit waren ängstliche Gesellen nicht zu bewegen, zur Nachtzeit in den Garten zu gehen und vom Brunnen Wasser zu holen.

Die Familie Kochhann (Kochhan wendisch soviel wie Lieber oder Liebling, also mit dem Deutschen verglichen entsprechend dem Namen Friedei, der auch Liebling bedeutet) stammt aus der Nieder-Lausitz. Im Dorfe Streganz bei Storkow war Kochhanns Großvater Johann Georg als der Sohn des Ackermanns Martin Kochan 1724 geboren, er kam als Knabe nach Berlin in die Lehre seines Vetters, um Bäcker zu werden.

Der alte Herr Kochhann hat mir mehr als einmal erzählt, daß er auch sonst noch schriftliche Lebenserinnerungen hinterlassen habe, eine Zeitlang sprach er davon, sie im Märkischen Museum verwahrlich nieder­zulegen bis der geeignete Zeitpunkt sie ganz oder teilweise zu ver­öffentlichen, gekommen sein werde. Wir müssen vorläufig das Weitere ab warten.

X. Louis Schneider. Ein Lebensbild zu seinem hundertsten Geburtstage am 29. April 1905. Verfaßt und vorgetragen in der 200. Sitzung des Potsdamer Geschichts - Vereins am 25. April 1905 von Dr. med. Friedrich Netto (Druck und Verlag von A. W. Ilayns Erben Berlin und Potsdam. Kl. folio, 21 S.).

Obwohl die wissenschaftliche und literarische Tätigkeit Louis Schneiders mehr in das Gebiet des Vereins für die Geschichte Berlins und des von ihm begründeten, jetzt in erweiterter Form wiederbelebten Vereins für die Geschichte Potsdams fällt, so sei die pietätvolle fleißige Arbeit unseres Mitglieds doch gern hier erwähnt, da Louis Schneider in die intimere Hausgeschichte der Könige Friedrich Wilhelm 111. und IV. sowie Kaiser Wilhelms tiefe Blicke getan und uns in seinen Lebens­erinnerungen mancherlei aus Gebieten hinterlassen hat, welches der Bahmen unserer Heimatsgeschichte gern mit umspannt. Wir unter­schreiben aus voller Überzeugung was Verfasser am Schluß von Louis Schneider sagt:Hin reiner Christ, ein treuer Mann, ein überzeugter

Preuße, ein Arbeitsgenie mit offenen, gesunden Sinnen so steht Schneider vor uns. Mögen Preußens Könige stets solche Diener finden, wie er war.*)

XI. Numismatiker Julius Lange!*.

Der Senior der Müuzsammler Julius Lange ist zu Potsdam kürzlich im 90. Lebensjahre verstorben. Der Verstorbene aus beschei­denen Verhältnissen hervorgegangen, aber im Besitz eines ansehnlichen Vermögens, hat es im Laufe der Jahrzehnte verstanden eine Münz­sammlung zusammenzubringen, welche nach manchen Richtungen hin

*) Wegen des Verhältnisses zu Kaiser Wilhelm dem Grollen vgl. was ich Brandenburgs VI. 511 flg. gesagt.

Pie Schrift des Herrn Dr. Netto ist für 50 lf. von demselben zu beziehen.