6. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
311
zu den besten in Deutschland gehört. Dies gilt besonders von mittelalterlichen braudenburgischen Prägstätten, die bei Vater Lange großartig vertreten sind. Lange hatte für Neuheiten und Seltenheiten eine bewunderungswürdige Witterung. In den weitesten Gelehrtenkreisen ist er durch den phänomenalen Münzfund von Michendorf bei Potsdam in den achtziger Jahren v. J. bekannt geworden. Die näheren Umstände bei der Adoption Albrechts des Bären durch den anfangs heidnischen Ueveller-Fürsten Pribislaw, der in der Taufe den Namen Heinrich angenommen haben sollte, und durch seine Gemahlin, eine norwegische Fürstentochter Petrissa oder Petrussa, galten bis dahin als als etwas dunkel und verdächtig, weil die meisten Nachrichten darüber erst aus dem 14. Jahrhundert datieren. Da sicherte sich Julius Lange in Michendorf eine große Menge von Münzen, welche in einem wendisch ornamentierten Topf zu Tage kamen, den Lange dem märkischen Museum schenkte. Unter den Münzen erschien hier mit einem Male die numismatisch bis dahin gänzlich unbekannte Petrussa — beiläufig mit langen herabhängenden Zöpfen ausgestattet, ferner ihr Gemahl Heinrich, der Adoptivsohn Albrecht u. s. f. — Lange besaß außerdem z. B. den Cöpenicker Wendenfürsten Jazko, den die Sage vor seinem Verfolger Albrecht dem Bären durch die Havel schwimmen, bei Schildhorn landen und Christ werden lässt, in verschiedenen Prägestücken. Eins davon mit der Inschrift: Jacza de Kopanik Knes, d. h. Jazko Herr von Cöpenick ist deshalb besonders interessant, weil es in unseren Landen die einzige Münze mit wendischer Inschrift ist. Der Deutschenfeind Jazko erscheint hier übrigens zwar bereits mit einem Kreuz geschmückt, jedoch im Gegensatz zu den damals kurze oder meist gar keine Bärte tragenden Deutschen, mit langem Haar und noch längerem Bart. — Lange unterstützte die Wissenschaft wo er konnte und hat von seinen numismatischen Schätzen [vieles an die öffentlichen Museen verschenkt oder doch unter billigen Bedingungen vertauscht. — Potsdam verliert in ihm eine originelle und volkstümliche Persönlichkeit.
NIL Eberhard von Rochow auf Reckalm (Kr. Zauch-Belzig), der hochverdiente Jugend- und Volksfreund, dessen Gedächtnis die Brandenburgs am 22. Februar d. J. (XIV. S. 25—35) feierte, bei welcher Gelegenheit uns einer der bewährtesten Kenner des wackernPhilianthropen Herr Schulrat Dr. Jonas den Festvortrag hielt, ist inzwischen der Gegenstand mannigfaltiger Ovationen gewesen, wie Sie aus den Zeitungen ersehen haben. U. a, hat unser Mitglied Dr. Gustav Albrecht in den Monatsheften der uns befreundeten Comenius - Gesellschaft (Heit 3, 1905) einen interessanten Aufsatz (S. 162—168) veröffentlicht: „Eberhard von Rochow. Ein Gedenkblatt zu seinem 100- jährigen Todestage.“ 16. Mai 1805. Teil lasse es zirkulieren.