8. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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„Die Erziehung der Jugend, besonders auf dem Lande ist bis daher noch ganz vernachlässigt worden und also höchst notwendig, daß die schlechten Schulmeister weg- und tüchtige, brauchbare Lehrer dagegen augeschafft würden“.
Auch für Pommern und Westpreußen überwies der König die Zinsen des Meliorationsbaufonds zur Verbesserung der Schulen. Diese hießen Landgnadenschulen.
Mit ihrer Fundation wollte der König seine Lieblingsidee verwirklicht sehen, sächsische Lehrer in Preußen anzustellen. Die Vorliebe für sie hegte der Monarch seit den Zeiten des siebenjährigen Krieges. Er hielt sie für gebildeter und gewandter als die märkischen, und insbesondere leuchtete ihm die zweckmäßige Verbindung des Lehr- mit dem Erwerboder Industrieunterricht ein, die von vielen Lehrern in den gewerbreichen Städten Sachsens mit Erfolg durchgeführt war. In Berlin entstanden sechs solcher Industrieschulen, die von den Kindern der ärmeren Bürger und der Soldaten besucht und von sächsischen Lehrern verwaltet wurden.
Es ist erklärlich, daß der 1771 ins Amt getretene Minister von Zedlitz sich bei der Verwendung der ihm vom Könige zur Verfügung gestellten Gelder au Pädagogen von Ruf wandte und von ihnen Rat und Gutachten forderte. So trat er auch mit Eberhard von Rochow in Verbindung, dessen Bestrebungen die Aufmerksamkeit erregten. Es entspann sich zwischen beiden Männern ein Briefwechsel, der bis zum Jahre 1787 fortgesetzt worden ist. Unter den 32 Zedlitz-Briefen beziehen sich ß und unter den 16 Rochow-Briefen 5 auf die Fundierung der märkischen Land- gnadensclmlen.*)
Das „Wie“ der Verbesserung war für Zedlitz keine leichte Aufgabe. Was sollte mit den 4000 TI. Zinsen geschehen? Die Kurmark hatte 682 königliche und 1315 adliche Dörfer, insgesamt also 1997. Es waren aber nur 996 Küster und 601 Schulmeister, zusammen 1597 vorhanden, Dazu kamen noch 163 Winterlehrer, die von den Bauern für die Wintermonate angenommen wurden und im Dorfe mit ihrer Schule und mit Kost und Wohnung „Reihe um“ gingen. Ohne Schule waren 337 Ortschaften. Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1774**) gab es:
49 Schulstellen mit einem Einkommen über 100 TI.
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*) Dr. F. Jonas, Literarische Korrespondenz des Pädagogen Friedrich Eberhard von Rochow mit seinen Freunden. Berlin 1885. Das Werk bietet außer dem Briefwechsel Rochows seine umfassende Biographie und ein Verzeichnis seiner Schriften. Zahlreiche Anmerkungen erhöhen den Wert des Buches.
**) Preuß, Lebensgeschichte etc. Berlin 1884. II. S. 73.